Kulturelle Teilhabe für alle! Zwei Jahre Kulturwunsch Freiburg 4family | 02.04.2018 | Marion Klötzer

Kindertheater, Konzert, Kabarett – keine Frage, alles tolle Veranstaltungen. Was aber, wenn man sich die Eintrittskarte dafür nicht leisten kann? Seit zwei Jahren schafft der Freiburger Verein Kulturwunsch hier Abhilfe und vermittelt unbürokratisch Restkarten an interessierte Zuschauer, die einen Freiburgpass oder Ähnliches besitzen.

„Eine sehr befriedigende Arbeit, die unseren Gästen viel Freude beschert und den Veranstaltern volle Häuser“, so Regisseurin Steffi Bürger (links), die zusammen mit Kulturmanagerin Karola Mohr und der Medien- und Theaterwissenschaftlerin Carola Ziemke den Kulturwunsch gründete. Vorbild waren die ersten der mittlerweile in ganz Deutschland tätigen Kulturlogen. Kulturelle Teilhabe für alle, so ihr Grundgedanke.

Im Mai 2015 vermittelte das Team seine ersten Tickets. Seitdem brummt der Laden, die Resonanz ist großartig: Fast tausend „Kulturgäste“ sind registriert, rund 250 Karten stellen Freiburger Veranstalter monatlich zur Verfügung: Viele regelmäßig und als festes Kontingent. Aber auch Privatleute melden sich, wenn sie ihr Theater- oder Konzert-Abo nicht nutzen können. Das Besondere daran: Wer sich als „Kulturgast“ anmeldet, bekommt für die Veranstaltung seiner Wahl zwei Freikarten, kann also selbst einen Gast mitnehmen. Ob Rentner, Arbeitslose, Alleinerziehende oder Flüchtlinge – die Gäste sind so vielfältig wie ihre bei der Registrierung genannten Interessen, die von Klassik bis Sport reichen. „Wir haben mittlerweile einen Pool versierter Kulturgänger“, erzählt Bürger.

Nur ganz selten komme es vor, dass Karten nicht abgeholt werden. Meistens folgt am nächsten Tag prompt eine telefonische Entschuldigung. Sozialer Kontakt – eine wichtige Komponente bei der erfolgreichen Vermittlung.

Institutionell gefördert wird das mehrfach ausgezeichnete Projekt von der Stadt Freiburg mit 8000 Euro jährlich, dazu kommen Stiftungen und Sponsoren. Der Bauverein Breisgau stellt das Büro zum Selbstkostenbeitrag zur Verfügung. Dieser Grundstock sei gut, aber nicht ausreichend, so Vereinsvorsitzende Ziemke. Vor allem fehle es an Kapazitäten für Karten-Akquise und Werbung. Der zeitliche Aufwand sei gewaltig und langfristig nicht allein mit vier Ehrenamtlichen und einer Minijobstelle zu stemmen.

So arbeite man zwar eng mit den Stadtteiltreffs zusammen und lege regelmäßig Flyer aus, trotzdem gebe es in Freiburg immer noch viele Menschen mit geringem Einkommen, die den Kulturwunsch nicht kennen. „95 Prozent unserer Gäste haben den Tipp von Bekannten“, so Ziemke. Um noch mehr Menschen zu erreichen, will der Verein in diesem Jahr das Angebot für Familien und Alleinerziehende verbessern.

Der Freiburger Kulturwunsch ist nicht der einzige Verein, der Menschen zur Kultur bringen möchte. Die „Bundesvereinigung kultureller Teilhabe“ steht kurz vor dem Eintrag ins Vereinsregister. In ihr will sich der Freiburger Verein zusammen mit rund dreißig Initiativen deutschlandweit organisieren. Das Ziel: Vernetzung, Austausch und Lobbyarbeit in puncto höherer Fördergelder und gemeinsamer Akquise bei Großveranstaltern wie Kinoketten oder Tournee-Agenturen, die sich bisher noch nicht beteiligen.

Foto: © KulturWunsch Freiburg e.V.