Eine Chance für jedes Kind: Neue Regeln für U-Untersuchungen Bauch & Baby | 02.01.2018 | Isabel Barquero

Nicht nur Erwachsene, auch Babys und Kinder nehmen an Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten teil. Die U-Untersuchungen überprüfen regelmäßig die Entwicklung des Kindes.

Andreas Kreft, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde an der Kinderpraxis am alten Wiehrebahnhof (WIKI) erklärt, weshalb Entwicklungsverzögerungen nicht immer ein Problem sein müssen und inwiefern sich die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen verändert haben.

Bei den U-Untersuchungen prüfen Ärzte die geistige und motorische Entwicklung von Babys und Kindern. Je nach Alter liegen die Schwerpunkte hierbei auf unterschiedlichen Bereichen: Beweglichkeit und Geschicklichkeit, Sprache und Verständnis oder soziales Verhalten. Doch was, wenn das eigene Kind aus der Norm fällt? „Die kindliche Entwicklung ist so vielfältig, wie Kinder verschieden sind“, beruhigt Facharzt Andreas Kreft. „Es ist wichtig, dass Unterschiede nicht sofort kritisiert werden. Erst wenn das Kind darunter leidet, ist es ein Problem.“

Die U1 bis U9 umfassen zehn Termine, die von den Krankenkassen bezahlt werden. Hier wird nicht nur die Entwicklung beobachtet, sondern auch auf schwerwiegende Krankheiten untersucht. Zudem beraten die Kinderärzte in Sachen Impfschutz, Vorbeugung des plötzlichen Kindstodes, Unfallverhütung, Zahngesundheit oder Ernährung.

Die Untersuchungen bis zum sechsten Lebensjahr sind in Baden-Württemberg gesetzlich vorgeschrieben. Danach wird lange nicht mehr untersucht: Erst zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr wieder. Die ergänzende U10 und U11 sind aber sinnvoll, „da in der Zeit mögliche Verhaltensstörungen oder Lern- und Haltungsprobleme früh festgestellt werden können“, so Kreft. Die Kosten für diesen Zusatz werden allerdings nicht erstattet.

Die Pflicht zum Arztbesuch hat nicht nur die Früherkennung von Krankheiten zum Ziel, auch Fälle von Vernachlässigung und Missbrauch sollen dadurch schneller aufgedeckt werden. „Wenn wir merken, dass Kinder vernachlässigt werden, kooperieren wir mit dem Jugendamt“, erklärt der 50-Jährige. „So etwas festzustellen, ist für uns jedoch schwierig, da die Anzeichen manchmal unsichtbar sind.“ Man müsse als Kinderarzt sehr aufmerksam sein.

Im September vergangenen Jahres wurden die U-Untersuchungen erweitert. Laut Kreft sind viele kleine Veränderungen dazugekommen: Die Sauerstoffsättigung werde untersucht, um angeborene Herzfehler auszuschließen. Außerdem gebe es von Anfang an regelmäßige Augen- und Zahnuntersuchungen. Auch für Eltern gebe es Neuerungen – Fragebögen sollen helfen, mit den Sorgen der Eltern besser umzugehen. Der Facharzt ist sich sicher: „Manchmal sind Beratung und Begleitung genauso hilfreich wie Behandlung.“

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