Patchwork-Nachwuchs-WG: Wohnkomödie anderer Art Kinonews | 14.05.2018 | Michaela Moser

Der pubertierende Bastien ist Teil einer großen Patchwork-Familie. Obwohl seine Mutter wieder frisch verliebt ist, traut er dem neuen Glück nicht. Er hat schon zu viele Väter kommen und gehen sehen.

Und weil nicht nur seine Mutter nach drei Ehen drei Kinder hat, sondern auch die Väter fleißig weiter heiraten, ergibt das nach Patchwork-Arithmetik: sechs Geschwister, acht „Eltern“ und ebenso viele Zuhause. Die Kinder sind Nomaden, tingeln von einem Zuhause zum nächsten, vom Fußballtraining zum Cellounterricht oder zum Ballett, vom Schach- zum Klavierunterricht. Das geht ihnen maximal auf die Nerven. Eines Tages drehen Bastien und seine Halb- und Stiefgeschwister den Spieß um und starten eine Sorgerechtsrevolution.

Die riesige Wohnung von Eliots verstorbener Oma ist dafür bestens geeignet: sieben Zimmer, Kühlschrank mit Eiswürfelspender und sogar ein Whirlpool sind super Ausgangsbedingungen für eine Kinder-WG. Bei dem üblichen Betreuungschaos fällt zunächst gar nicht auf, dass die Kinder bei gar keinem Elternteil auftauchen, nachdem sie ihre neues Zuhause in Beschlag genommen haben. Nur Oma Aurore kommt ihnen auf die Schliche. Es dauert ein wenig, bis auch die Eltern ihre Kinder im üblichen Betreuungschaos vermissen und die ungewöhnliche WG auffliegt. Aus der Traum?

Nein, denn die Sprösslinge überreichen den acht Elternteilen einen sorgfältig ausgeheckten Betreuungsplan, nach dem diese um die Nachwuchs-WG zirkulieren sollen. Die Erwachsenen machen mit. Widerstrebend zwar, aber immerhin. Und dann kommt das Chaos – aber ein Chaos mit Chancen. Denn es bilden sich ganz neue Bündnisse, und Kinder wie Eltern stellen fest, dass sie nicht mehr nur an sich, sondern auch an die anderen denken. Es entsteht so etwas wie eine „echte“, liebevolle Großfamilie.

Bis Papa Hugo auf die Idee kommt, die Wohnung seiner verstorbenen Mutter heimlich zu verkaufen. Die neu geschaffene, glückliche Allianz steht auf dem Spiel. Da sind es wieder diese
Kinder, die einen verrückten Plan schmieden …

„Wohne lieber ungewöhnlich“ ist eine mit Witz und Humor inszenierte Komödie, in der es Regisseur Gabriel Julien-Laferrière gelingt, den Zeitgeist moderner Familienkonstellationen aufzugreifen und Ideen für ein gelingendes Patchwork-Glück im 21. Jahrhundert zu skizzieren – schräg, schrill und lachnervenkitzelnd unterhaltsam. 

Wohne lieber ungewöhnlich
Frankreich 2017
Regie: Gabriel Julien-Laferrière
Mit: Teilo Azaïs, Julie Gayet, Thierry Neuvic u. a.
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 95 Minuten
Start: 17.05.2018