Im Paradies der Doppelnüsse: Die Trauminseln Seychellen im Indischen Ozean Reise-Special | 31.01.2017 | Reinhold Wagner

Ganzjährig gleichbleibende Badetemperaturen unter tropischer Sonne verspricht die Reiseliteratur. Je nach Saison kommt es allerdings auch immer wieder zu kurzen, kräftig-warmen Platzregen. So zeigte sich auch unser Empfang bei der Ankunft auf Mahé.

Die lauten Vogelkonzerte in den Bäumen mischen sich mit Knackgeräuschen der Flughunde, die sich durch die Äste der ausladenden Takamaka-Bäume hangeln und laut schmatzend über deren süße Früchte herfallen. In der Ferne ist das Rauschen des Meeres zu hören. Nur ein kleines, fast trocken liegendes Bachbett trennt unseren Bungalow von der urwüchsigen Wildnis am Fuß des Sixpenny Hill. Der kahle Granitdom gehört zum größten Bergmassiv auf den Seychellen, auf deren Hauptinsel wir uns befinden.

Mit einem Alter von rund 650 Millionen Jahren gehört der Granit auf Mahé zum ältesten Gestein der Erde überhaupt. Er ist es auch, der dieser tropisch-exotischen Inselwelt aus 115 Inseln im Indischen Ozean ihren unverwechselbaren Charakter verleiht. Wären da nur die Palmenwälder und weißen Strände aus Korallensand, die Riffe und das blaue Meer ringsum: es wäre ein Paradies, aber eines, wie so viele auf unserer Erde. So aber, dank der glatten, rundgeschliffenen Felsblöcke, die aus dem Regenwald ragen, und einer einzigartigen Flora und Fauna, sind die Seychellen das Paradies schlechthin – ein wahr gewordener Traum.

Um Jahrtausende in der Zeitgeschichte zurückversetzt fühle ich mich beim Anblick der bunt gestreiften Granitfelsen und üppigen Urwaldvegetation. Gewaltige Baumriesen ragen mit ihren ausladenden Blättern hoch über die kleinwüchsigen Palmen und Baumfarne hinaus. Das Meer liegt nur einen Steinwurf entfernt. Gleich nach dem Frühstück, das aus frisch zerteilter Papaya, Ananas und Mango, Zwergbananen und Kokosnusskuchen besteht, begebe ich mich auf Erkundungstour über eine kleine Einstiegsleiter am Felsen ins Meer.

Der kleine Big Ben von Victoria

Ein kurzer Blick unter die Wasseroberfläche genügt, und es verschlägt einem den Atem. Da tummeln sich in direkter Ufernähe sorglos regenbogenbunte Sepien zwischen riesigen Fischschwärmen und majestätisch dahingleitenden Napoleonfischen. Das sofort steil abfallende Fels­ufer eröffnet Einblicke in ein gigantisches Aquarium.

Wieder an Land lockt die Inselhauptstadt Victoria zum Besuch. Kunsthändler und Marktfrauen bieten exotische Holzschnitzereien, farbenprächtige Bilder und indische Gewürze zum Kauf an. Offen überdachte Restaurant-Terrassen laden ein zum Genuss der kreolischen Küche, die von Curry-Reis-Gerichten bis zu gegrilltem Flughund reicht. Und an der Kreuzung vor dem indischen Palast schlägt der britische Uhren-Tower zur vollen Stunde die weltbekannten Töne des Big Ben aus London an.

Das Inselvolk der Seychellen stellt einen Multi-Kulti-Mix aus Afrikanern, Indern sowie Menschen der ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und England dar. Die einheimischen Frauen und Mädchen tragen meist blumenbunte, farbenfrohe Kleider aus dünnem Tuch. An Sonn- und Feiertagen fällt die allseits schicke und saubere Kleidung auf, in der sich die Einheimischen nicht nur für den Gottesdienst herausputzen. Schön anzusehen und ausgesprochen praktisch sind auch die vielen bunten Schirme, mit denen man sich sowohl vor den kurzen Platzregen als auch gegen die starke Sonneneinstrahlung schützen kann. Die Temperaturen sinken auch bei Regen selten unter 25 Grad. Es empfiehlt sich daher generell, schützende, luftig-bequeme Kleidung zu tragen.

Ein Fischer der Insel Praslin mit seinem Fang

Auf die paradiesischen Nachbarinseln, allen voran La Digue und Praslin, gelangt man mit kleinen Propellermaschinen oder dem Boot. Dort werden geführte Touren angeboten, auf La Digue beispielsweise eine Ochsenkarrenfahrt mit anschließendem Spaziergang vorbei an einer Kokospalm-Plantage und einem Freigehege mit Riesen-Landschildkröten. Zum Abschluss lockt ein Bad vor der Bilderbuchkulisse des Anse Source D’Argent – des „Strandes der Goldquelle“.

Auf der Insel Praslin zählt ein Besuch des Weltnatur­erbes „Vallée de Mai“ zum Pflichtprogramm. Der Bergwald ist der einzige Ort weltweit, an dem die sagenumwobene Coco de Mer noch in respektabler Zahl wächst. Die herzförmige Doppelnuss dieser langsam wachsenden Palmenart erreicht ein Gewicht von bis zu 20 Kilogramm. Unvergesslich ist die Vielfalt von Flora und Fauna auf den Seychellen, und beim Rückflug wächst der Wunsch, ins Paradies zurückzukehren.

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