Rundreise auf vier Rädern durch Südafrika – Teil 2 Reise-Special | 03.02.2018 | Lars Bargmann

Das südlichste Land in Südafrika. Jahrzehnte geprägt von der Apartheid. Reich beschenkt von der Natur. Nach unserem Trip von Johannesburg über Pretoria, das Hochland mit dem Blyde River Canyon, den Kruger Nationalpark, Swaziland, die Ostküste mit Durban und die staunenswerten Drakensberge geht es weiter über den beeindruckenden Gariep Dam

Hier wird der Orange River zum größten Stausee Südafrikas und in diesen Tagen einen der niedrigsten Wasserstände seit seinem Bau (1962 bis 1971) hat – nach Port Elizabeth, in die windy City und schließlich nach Kapstadt.

In der Innenstadt von Port Elizabeth lernen wir Leander Oschman kennen. Er arbeitet für die Mandela Bay Development Agency, die gerade einen verlotterten Straßenbahn-Schuppen mit viel architektonischer Finesse auf Vordermann gebracht und auch das Wahrzeichen der Stadt, den 1923 gebauten, 53 Meter hohen Campanile, liebevoll saniert hat. Auf seinem Rechner zeigt der Projektleiter die aktuellen Arbeiten des Büros und hadert mit dem großen städtebaulichen Mangel seiner Heimatstadt: Die N2 trennt Hafen und Küste von der Innenstadt. Touristen kommen trotzdem – wegen der tollen Wassersportmöglichkeiten.

Port Elizabeth: Die Statue von Königin Victoria vor der öffentlichen Bibliothek.


Von der windy City
aus tuckern wir die berühmte Garden Route entlang, machen im Tsitsikamma National Park an der Storms River Bridge völlig zu Recht Halt und beziehen am Abend unser nächstes Quartier im Two Angels in Knysna – an der gleichnamigen Lagune. Robert Desfontaines lebt hier in einem kleinen Paradies, vermietet drei Doppelzimmer und drei Cottages – und schenkt am Abend einen famosen Pinot Noir von Wildekrans aus. 15.000 Hektar umfasst die Lagune, täglich zwei Mal verschwinden mehrere Millionen Liter Wasser im Meer und werden zwischen den beiden Heads an der Felsküste wieder reingedrückt. Herrlich zum Kajak oder Boot fahren, herrlich zum Wandern an der schroffen Küste, herrlich, um einfach nur auf die Lagune zu staunen.

Nächster Halt ist
Cape Agulhas, das Kap der Stürme und der südlichste Punkt des schwarzen Kontinents. Hier – und nicht wie viele meinen in Cape Town – treffen indischer und atlantischer Ozean aufeinander. Von hier ist es nicht mehr weit nach Hermanus an der Walker Bay, berühmt für seine Wale. Vom herrlich angelegten, 12 Kilometer langen Cliff Path aus kann man sie sehen, wenn der einzigartige Whale-Crier sie nicht schon lautstark mit seiner Tröte angekündigt hat.

Cape Town: Im muslimischen Viertel Bo-Kaap leben die meisten Kapmalaien.


Von der Küste
aus geht es in die Wineyards. Die Anfahrt nach Franshoek über den kleinen Pass auf der Lambrechts Road ist postkartenrelevant. Der Ort, in dem sich Ende des 17. Jahrhunderts 200 Hugenottenfamilien ansiedelten und Weinsetzlinge in die fruchtbare Erde drückten, ist es auch. Wer Spitzenweine und gutes Essen mag, darf hier ein paar Stunden verbringen. Über die große Schwester Stellenbosch fahren wir zum Ziel unserer Reise – Cape Town.

Von unserem Quartier in Simon’s Town aus kann man morgens wieder Wale in der False Bay sehen, die schönste Route ins Zentrum führt über den Chapman’s Peak Drive, sicher eine der spektakulärsten, in den Fels gehauenen Küstenstraßen der Welt.

Und plötzlich liegt er vor uns, der Tafel­berg, nebelumweht, majestätisch. Wir fahren mit der Gondel hoch, der Nebel verzieht sich, und es bieten sich derart beeindruckende Ausblicke, dass jede Lust, sich zu unterhalten, direkt einschläft. Der Lions Head mit dem Signal Hill trennt die Innenstadt von den Küstenvororten Camps Bay und Seapoint, weiter vorne liegt am Ufer der Hafen mit der V&A-Waterfront, benannt nach der englischen Königin Victoria und dem Prinzen Alfred, der an der stürmischen Tafelbucht 1860 mit dem Bau des ersten Staudamms begonnen hatte und ein kleines Becken zu schaffen. Nachdem die Anlage ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts immer mehr verfiel, beschloss die Waterfront-Gesellschaft eine Modernisierung – an der sich alle ein Beispiel nehmen können. Denn anders als an zig anderen Orten der Welt wurde hier keine touristische Monokultur geschaffen, sondern hier und da blieben die Funktionen des Hafens erhalten. So schlürft man einen Kaffee und schaut dabei zu, wie ein Werftarbeiter den Rumpf eines Schleppers strahlt. Das muslimische Viertel ist ebenso ein Muss wie der geschichtsträchtige District six, wo ein Besuch des gleichnamigen Museums lohnt.

Kap der guten Hoffnung: Pinguine am Boulders Beach.

Vor Kapstadt liegt – nicht weniger geschichtsträchtig – Robben Island, wo eine der größten (wenn nicht die größte) Persönlichkeiten des 20 Jahr­hunderts mehr als 20 Jahre lang eingekerkert war – Nelson Mandela. Ein Mitgefangener des späteren Staats­präsidenten erzählt vom Leben im Hochsicherheitsgefängnis, davon, wie die Menschen, die nur gegen ihre Unterdrückung und Versklavung agitiert haben, von den Wächtern schlechter behandelt wurden als Mörder oder Vergewaltiger. In Mandelas winziger Zelle, in der der Gefangene mit der Nummer 466/64 eingelocht war, gab es nicht mal ein Bett. Man denkt bei den Schilderungen unwillkürlich an die Schrecken des Nationalsozialismus. Und braucht eine Weile, bis man eine der lebenswertesten Städte der Welt wieder genießen kann. 

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