„Kein 0815-Hipsterding“: Café Auszeit bleibt auch nach dem Umzug seiner Linie treu STADTGEPLAUDER | 16.03.2018 | Tanja Senn

Ein Schreibtisch, der kopfüber an der Decke hängt. Ein Brotregal aus einer alten elsässischen Bäckerei. Lampen aus Limoflaschen. Freiburgs hippes Traditionscafé „Auszeit“ ist umgezogen. Die beiden bisherigen Standorte hat Inhaber Benjamin Haas zusammengelegt und serviert nun Quiches, Apfeltaschen & Co. in der Moltkestraße.

Es ist zwölf Uhr. Das kleine Café im Sedanviertel ist gerammelt voll. Wer keinen Platz mehr findet, nimmt sich ein belegtes Bio-Vollkornbrötchen und einen Fairtrade-Kaffee auf die Hand mit. Alle paar Minuten bleibt jemand bei Haas auf einen kleinen Plausch stehen. „Viele Gäste kenne ich schon seit Jahren, einige seit Jahrzehnten“, sagt der 37-Jährige. Mit 14 Jahren hat er angefangen, im Café seiner Eltern mitzuhelfen. 2007 eröffnete er dann die „Auszeit“ in der Belfortstraße, zu der sich vor zwei Jahren noch die „Kleine Auszeit“ in der Rempartstraße gesellte. Mittlerweile sind beide Filialen zu.

„Wir wollten immer nur einen einzigen Laden, wo wir richtig präsent sein können“, sagt Haas, der die „Auszeit“ gemeinsam mit seiner Frau Karoline führt. Das zweite Standbein sei eine Absicherung gewesen, da sich schon damals Ärger mit dem Vermieter anbahnte: „Das Haus war dringend sanierungsbedürftig, doch der Vermieter weigerte sich, zu investieren.“ Da kam es gerade recht, dass das Café Arabesque einen Nachfolger suchte.

Panini oder Paprikasuppe: Benjamin Haas setzt auf Hausgemachtes.

Für Haas hat der Umzug in die Moltkestraße noch einen weiteren Vorteil: für die neuen Räume gibt es eine Gastronomiekonzession. Statt nur eines Ladens mit Sitzmöglichkeiten ist die neue Auszeit nun ein richtiges Café, in dem Haas auch zum Feierabendbier laden darf und vor dessen Tür drei kleine Tische in der Sonne stehen. Events wie Improtheater-Abende oder Cocktailtastings seien in Planung.

Das Speisen-Angebot will der ehemalige Krankenkassen-Azubi jedoch nicht vergrößern. Er setzt weiterhin auf Snacks wie Paninis, Fleischkäsebrötchen oder Salate sowie einen kleinen Mittagstisch, den seine Frau zaubert.

Auch mit dem Ambiente bleibt er seiner Linie treu und verbindet geschickt Trend und Tradition. „Uns war es wichtig, den Auszeit-Flair zu erhalten“, sagt der junge Familienvater. „Ich wollte kein 0815-Hipsterding mit Palettenmöbeln.“

Fotos: Tanja Senn