„Auf heißen Kohlen“: Pete von Otto Normal über den steinigen Weg zum neuen Album Kultur | 19.05.2018 | Till Neumann

Viele Musiker träumen vom großen Plattenvertrag. Otto Normal haben das geschafft. Doch die Zusammenarbeit mit Sony war für die fünf Freiburger bitter. Anfang Mai hat die Popband um Rapper Peter „Pete“ Stöcklin ihre Platte „Wieder wir“ über Jazzhaus Records rausgebracht. Auch Sony ist eine Zeile gewidmet. Till Neumann hat sich mit Pete darüber unterhalten.

cultur.zeit: Pete, „Wieder wir“ ist da. Wie fühlt sich das an?
Pete: Das ist ein schönes Gefühl. Es war ein weiter Weg bis hierhin. Mir gefällt das Album gut und ich bin ziemlich stolz auf unsere drei Videos zu den Singles.

cultur.zeit: Ihr wart bei Sony unter Vertrag. Eigentlich ein Traum, oder?
Pete: Wie man’s nimmt. Als wir damals die Mail vom Sony A&R bekommen haben, dachten wir: Jetzt geht’s rund! Dann haben wir über 70 Songs geschrieben, die aber alle nicht nach dem Geschmack der Plattenfirma waren. Was ihnen an den Songs nicht passt, haben sie aber nie richtig konkretisieren können.

cultur.zeit: Also gar kein Feedback?
Pete: Keines, mit dem wir was anfangen konnten. Wir haben drauflos geschrieben. Über Freundschaft, Liebe, die Gesellschaft. Sachen, die uns umtreiben. Dann hieß es: „Der Song ist natürlich flat.“ Oder: „Könnt ihr die Tonart etwas lauter drehen?“ Haha. Die wollten wohl etwas à la „Tanzen Leben Menschen Welt“.

cultur.zeit: Das klingt nach viel Aufwand mit wenig Ertrag.
Pete: Wir haben allein tausende Euros für Fahrtkosten und Übernachtungen ausgegeben. Teilweise sind Treffen mit dem Label einfach kurzfristig abgesagt worden, obwohl wir die Zug­tickets gebucht hatten. Es war einfach keine erquickende Zusammenarbeit.

Sonys Vorschläge sorgen für „nicht wirklich gute Vibes“

cultur.zeit: Verbiegt man sich in so einer Situation?
Pete: Sony hat uns gebeten, alte Sachen aus dem Netz zu nehmen. Sie haben auch vorgeschlagen, dass ich lieber solo weitermachen sollte, dass wir uns umbenennen sollen. So was hat uns natürlich aufgewühlt und nicht wirklich für gute Vibes gesorgt.

cultur.zeit: Wie lange ging das gut?
Pete: Nach dem 10. Liebessong, dem 15. Freundschaftstrack und dem 20. „Escape-Song“ haben wir uns gesagt: Jetzt machen wir den Deckel drauf. Wir haben 40 Songs mit unserem Produzenten Kraans de Lutin aufgenommen. Schlussendlich hatten wir nach drei Jahren 22 fertige Nummern, die wir der Sony vorgelegt haben.

cultur.zeit: Der letzte Anlauf?
Pete: Genau. Im Bandübernahme-­Ver­trag waren 12 Tracks vereinbart. Wir saßen auf heißen Kohlen. Leider haben sie zwei Monate gebraucht, um uns zu sagen, dass wieder nichts dabei ist. Da war klar: Wir steigen aus und machen es selbst oder mit einem anderen Label. Deswegen fanden wir den Titel „Wieder Wir“ so passend.

cultur.zeit: Darauf rappst du: „Unter uns: Die Musikindustrie denkt, Kunst wär ne Bitch und schickt uns auf den Strich, für Stumpfsinn und Kitsch.“ Das geht an Sony?
Pete: Ja, das könnte schon sein. Das Positive an der ganzen Geschichte war, dass wir da als Band noch mehr zusammengewachsen sind. Auch stilistisch ist nun eine klare Handschrift auf dem Album zu finden.

cultur.zeit: Ihr seid jetzt bei Jazzhaus Records gelandet. Wie kam’s dazu?
Pete: Wir haben mehrere Gespräche geführt, am meisten hat uns das Jazzhaus-Records-Team überzeugt. Der wichtigste Punkt: Wir haben einfach gemerkt, dass sie unsere Musik feiern. Jetzt macht das Ganze wieder richtig Spaß und wir haben eine gute Zusammenarbeit mit dem Freiburger Label.

cultur.zeit: Wie geht’s euch nach der Odyssee?
Pete: Geht ganz gut. Wir haben tolle Projekte in der Pipeline: Nach dem Album werden zwei EPs erscheinen, die quasi schon fertig sind. Ich freue mich auch sehr auf den 17. November, da spielen wir unsere berühmt berüchtigte Akustik-Session mit dem Junior-Jazzchor im E-Werk Freiburg. 

Foto: © Felix Groteloh