Im Spagat zwischen Veranstaltungs- und Gedenkstätte STADTGEPLAUDER | 24.04.2018 | Tanja Senn

Eine unterirdische Elektro- und Wasserversorgung, Leuchtmasten und LED-Strahler: 600.000 Euro sind allein in die technische Ausstattung des Platzes der Alten Synagoge geflossen. Damit ist Freiburgs zweitgrößter Platz eigentlich ein 1A-Veranstaltungsort. Doch große Rockkonzerte oder laute Musikfestivals werden hier trotzdem nicht steigen. Einer der Gründe sind Vereinbarungen mit der Uni. Momentan erarbeitet das Rathaus, wie das Nutzungskonzept konkret aussehen wird. Einfach wird das nicht.

„Bei der Planung zum Platz der Alten Synagoge besteht ein Interessenskonflikt zwischen der angestrebten lebendigen Nutzung des Platzes und dem universitären Interesse an einem möglichst störungsfreien Lehr- und Lernbetrieb“, hieß es bereits in einer Drucksache zur Planung des Platzes. So schreiben Vereinbarungen mit der Uni vor, dass Veranstaltungen höchstens an vier Tagen im Monat steigen dürfen. Laute Events wie Konzerte sind auf acht pro Jahr beschränkt. Und manche ­Ereignisse wie Weihnachtsmärkte, Vergnügungsmessen oder Weinfeste ­per se ausgeschlossen.

Nicht nur die Abstimmung mit der Uni erschwert die Planung von Events: Auch die Doppelfunktion des Platzes als Veranstaltungsort und Gedenkstätte ist problematisch. Zudem müssen die Veranstaltungsplaner Rücksicht auf die Lernenden in der Unibibliothek, Aufführungen im Theater und bald auch auf die vorbeifahrende Straßenbahn nehmen.

So gibt es laut der städtischen Pressesprecherin Martina Schickle drei Ausschlusskriterien für Veranstaltungen: Genehmigt werden keine kommerziellen Veranstaltungen, keine, die „nicht allgemein beziehungsweise für alle Bevölkerungsgruppen von überragender Bedeutung“ sind oder die „aufgrund des Vergnügungscharakters eventuell im Konflikt zur Bedeutung des Platzes als Ort des Erinnerns stehen“. Lassen sich tatsächlich Veranstaltungen finden, die bei diesen strengen Vorgaben nicht ­direkt durchs Raster fallen?

Tatsächlich sind für dieses Jahr – neben Versammlungen oder Wahlkampfaktionen – nur zwölf Veranstaltungen beantragt. Davon fünf, die nicht von der Stadt oder Uni selbst ausgetragen werden: der Aktionstag Pflege, ein inklusives Familienfest, ein Teil des Festivals „Freiburg stimmt ein“, die Eröffnung der Freiburger „Clean up Week“ und der Tag des Handwerks.

»Platz ist verkorkst«

Dabei sieht die Stadt für den Platz der Alten Synagoge durchaus eine lebendige Nutzung vor. „Mit dem künftigen Nutzungskonzept soll unter anderem erreicht werden, attraktive Veranstaltungen für Kultur, Stadtmarketing und Tourismus zu ermöglichen und bereits überbelegte Plätze in der Altstadt zu entlasten“, so Schickle.

Doch könnten hier auch Massenevents für tausende Menschen steigen? Bisher haben große Veranstalter wie Karo Events den Platz nicht auf dem Schirm. „Mein Eindruck war bisher, dass hier keine Veranstaltungen gewünscht sind“, so Agenturchef Christoph Römmler. „Wenn die Stadt sagt, wir hätten hier gerne Konzerte, wären wir die Letzten, die Nein sagen würden.“

„Eine Diskussion, wie der Platz für Veranstaltungen genutzt werden kann, hat im Kulturausschuss noch nicht stattgefunden“, erklärt Atai Keller von der Kulturliste. Der Stadtrat würde sich wünschen, dass der Platz künftig für Konzerte, Filmabende oder Theaterveranstaltungen offensteht. Die gegensätzlichen Ansprüche an den Platz miteinander in Einklang zu bringen, sieht er allerdings als problematisch an. „Die Sache mit dem Platz ist verkorkst“, moniert er. „Niemand hat erkannt, was es bedeutet, einen Innenstadtplatz, der wegen seiner Größe unbedingt für Veranstaltungen genutzt werden muss, mit dem Anspruch einer Gedenkstätte in Einklang zu bringen. Da müssen wir eine Lösung finden.“

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