Socken verkaufen für den guten Zweck: Mit der "Neuen Masche" Spenden sammeln Politik & Wirtschaft | 28.11.2017 | Valérie Scholten

Kuchenverkauf war gestern: Das Freiburger Start-up Neue Masche ermöglicht es Abiturienten, Schulklassen oder Vereinen, den Abiball, die Klassenfahrt oder neue Ausrüstung zu finanzieren. Wie das geht? Durch den Verkauf von Socken und Seifen oder Tee organisieren die Gruppen Spenden für ihr individuelles Projekt.

Das Besondere am Konzept ist die Exklusivität der Produkte, die es nur über die Aktion zu kaufen gibt. Mehr als zwei Millionen Euro kamen dabei bisher zusammen.

Jedes Jahr stellen sich viele Abiturjahrgänge oder Abschlussklassen die Frage, wie sie ihren Abiball finanzieren, die Stufenfahrt oder die Abschiedsfeier. Der traditionelle Kuchenverkauf in der Schulcafeteria füllt zwar die Stufenkasse mit ein paar Euro, der Organisationsaufwand ist jedoch hoch. Das hat sich auch Benedikt Link, Gründer des Freiburger Start-ups Neue Masche, gedacht und ein neues Spendenmodell entwickelt: Durch den Verkauf von Socken, Mützen, Geschirrtüchern, Seifen oder Tees können Abistufen, Schulklassen, Kindergärten oder Vereine innerhalb von nur vier Wochen Geld für ihren Spendentopf sammeln und sich ihren persönlichen Traum erfüllen. Mitmachen dürfen alle Gruppen, die für ihr gemeinnütziges Projekt Spenden benötigen.

Wenn eine Gruppe bei der Aktion mitmacht, bekommt sie nach der Online-Anmeldung alle Unterlagen per Post, die für die Sammelaktion benötigt werden. Neben Produktkatalog und Bestelllisten befinden sich im Starterpaket auch Produktmuster. Danach hat die Gruppe vier Wochen Zeit, um die Sachen in der Familie oder im Freundes- und Bekanntenkreis vorzustellen und Bestellungen aufzunehmen.

Sobald die Sammelbestellung bei der Neuen Masche ist, werden die gewünschten Boxen innerhalb einer Woche verschickt. Die Teilnehmer verteilen die Boxen an ihre Besteller und sammeln den Kaufpreis, der meistens zwischen 15 und 20 Euro liegt, und die Spende ein. Diese landet sofort im Spendentopf der Gruppe. Die ganze Aktion ist risikofrei, da es keine Mindestbestellmenge gibt.

Benedikt Link möchte Fundraisung auch in Deutschland groß machen.

„Die Gruppen sammeln durchschnittlich 600 bis 1000 Euro bei einer Aktion“, sagt Link, „und können sich so ihren Traum erfüllen.“ Außergewöhnlich sei das Spendenergebnis einer Gruppe aus Münster gewesen. Die sammelten mal 7500 Euro für ihren Abiball.

Auch der Abi-Jahrgang des Wentzinger-Gymnasiums in Freiburg konnte 2016 mit dem Verkauf von Socken, Seifen und Co. die Stufenkasse aufbessern. 888 Euro gingen durch den Verkauf der blauen Boxen auf ihr Stufenkonto. „Mit Neue Masche wollten wir hauptsächlich Geld für unseren Abiball und unsere Abishirts sammeln,“ berichtet Lisa Grünagel. Die Abiturienten aus Freiburg sind dabei nicht allein mit ihrem Erfolgserlebnis: Seit 2013 haben etwa 3500 Gruppen mit der Aktion rund zwei Millionen Euro für ihre Projekte gesammelt.

Die Idee hat Link von seinem Auslandsstudium in Schweden mit nach Freiburg gebracht. Dort sammeln Vereine, Schulklassen und Co. schon seit vielen Jahren Spenden über den Verkauf von Salami oder etwa Zahnbürsten. Der promovierte Betriebswirt aus Freiburg war so begeistert, dass er seinen Job in München kündigte, sein Erspartes zusammenkratzte und sich sofort an die Planung machte, um das Konzept auch in Deutschland zu etablieren. „Ich möchte, dass Fundraising zu einer festen Säule bei sozialen Projekten wird und dass diese Art des Spendensammelns normal wird.“ Außerdem sei ihm wichtig, dass jeder in diesem Kreislauf von der Aktion profitiert: Der Hersteller, der das Produkt liefert, die Freiburger Sozialwerkstätten, die die Produkte in blaue Boxen verpacken, die Gruppe, die die Spende bekommt und zum Schluss der Kunde, der gute Qualität für einen fairen Preis erhält.

Fotos: © Valérie Scholten