Staffel gegen Waffen: Anti-Rüstungs-Aktion zieht durch die Republik STADTGEPLAUDER | 21.05.2018 | Till Neumann

Von Oberndorf über Freiburg nach Berlin. Mit einem Staffellauf will ein Bündnis gegen die milliardenschweren Rüstungsexporte der Bundesregierung mobilisieren. Im Mai und Juni zieht die Gruppe dafür von Süddeutschland in die Hauptstadt.

Mit dabei: Deutschlands prominentester Rüstungsgegner Jürgen Grässlin (2.v.l.) und SC-Freiburg-Präsident Fritz Keller (3.v.l). Auch der Platz der Alten Synagoge wird Station des Laufes sein. Freiburg sei keine Friedensstadt, so Grässlin.

Quer durch die Republik führt die Route des Staffellaufs. Vom 21. Mai bis zum 2. Juni wird der Zug unterwegs sein. Von Rüstungsstandort zu Rüstungsstandort. 83 Etappen. Flagge zeigen und mobilisieren, so die Devise. Am 22. Mai um 13 Uhr wird die Gruppe Freiburg erreichen. Auf dem Platz der Alten Synagoge soll eine Kundgebung stattfinden.

„Freiburg ist keine Friedensstadt, Freiburg ist eine Rüstungsstadt“, sagt Grässlin. Denn hier sitze die Northrop Grumman Litef GmbH. Sie liefert Elektronik für Eurofighter und Leopard-Panzer. Letztere setzt die Türkei im Kampf gegen Kurden ein. Auch dorthin geht der Appell der Aktion: „Kriegswaffen und Rüstungsgüter dürfen grundsätzlich nicht exportiert werden!“ Deutschland sei weltweit auf Platz drei der Exporte von Kleinwaffen. Und auf Platz vier für Waffenexporte insgesamt.

„Der Waffenhandel ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen“, sagt Grässlin. 60 Prozent aller deutschen Lieferungen gingen an Drittländer, schimpft der renommierte Freiburger Rüstungsgegner. In der vergangenen Legislaturperiode sei der Anteil an Drittländerlieferungen um sechs Prozent gestiegen. „Das ist permanenter Rechtsbruch“, poltert Grässlin. Drei Ziele habe der deutsche Rüstungsexport: „Profit, Profit, Profit.“ Der Wert der deutschen Lieferungen lag von 2014 bis 2017 bei 25,1 Milliarden Euro.

13 Tage lang wird gejoggt, gegangen, geradelt oder (Halb-)Marathon gerannt. Interessierte können sich für einzelne oder mehrere Etappen anmelden. Start ist in Oberndorf am Neckar beim Waffenhersteller Heckler&Koch, unter anderem bekannt für das Bundeswehr-Sturmgewehr G36.

Mehr als 600 Anmeldungen gab es am 7. Mai, so die Organisatoren. Um Aufmerksamkeit zu erzeugen, haben sie prominente Unterstützung gewonnen: Fritz Keller, Präsident des SC Freiburg, ist Schirmherr. „Der Profisport muss auf solche Dinge aufmerksam machen“, sagt Keller. Es sei Verpflichtung und Ehre zugleich, das Vorhaben zu unterstützen.

Auch Stefan Maaß, Friedensbeauftragter und Landesjugendreferent der evangelischen Landeskirche, und Stadtdekan Markus Engelhardt unterstützen die Aktion: „Waffen aus Deutschland richten großes Unheil an“, betont Engelhardt.

Das Meinungsbild in der Bevölkerung ist eindeutig, unterstreicht Sarah Gräber vom Organisationsteam. Eine Mehrheit lehne Waffenexporte ab. „Bei den 83 Etappen ist für jeden etwas dabei“, sagt sie. Man müsse nicht einmal mitlaufen, auch anfeuern am Wegesrand sei willkommen.

Ein freudiges Schaulaufen soll „Frieden geht“ nicht werden. Zu ernst ist der Anlass: „Wir sind noch nie so getäuscht worden wie von der letzten Bundesregierung“, sagt Grässlin. Minister Sigmar Gabriel habe alle Negativrekorde gebrochen. Seine Erklärung: „Die Waffenlobby funktioniert einfach unheimlich gut.“

Info

„Frieden geht“ zieht vom 21. Mai bis 2. Juni durch Deutschland. Der Staffellauf gegen Rüstungsexporte macht am 22. Mai Station in Freiburg. Um 13 Uhr ist eine Kundgebung auf dem Platz der Alten Synagoge geplant. Mehr Infos: www.frieden-geht.de

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