Weiße Dimension trifft auf farbenfrohe Welt: Die Eisshow „Holiday on Ice” ist in Freiburg zu Gast 4Event | 21.04.2023 | Jennifer Patrias

Holiday on Ice

Kalte Nebelschwaden umhüllen das noch unberührte Eis am gestrigen Premierenabend in der Sick-Arena. 40 internationale Athlet·innen der „Holiday on Ice“-Produktion zeigen knapp zweieinhalb Stunden, was sie in den vergangenen Jahren einstudiert haben.

Aufgeteilt in zwei Akte und 18 unterschiedliche Tänze geht es in dem Eisspektakel um die Geschichte der Hauptcharaktere Aurora und Adam. Unter dem Motto „Die Welt der Sinne“ taucht das Publikum im ersten Akt zuerst in die farb- und gesichtslose weiße Dimension ein. Ein Duzend weiß gekleidete Tänzer schwingen die Kufen und führen langsam in die komplexe Geschichte ein. Dann betritt Aurora die Bühne. Sie wurde aus der weißen Dimension entsandt, um die lebendige Welt kennen zu lernen. Die schwarzhaarige Frau wird ins 18 Jahrhundert geschickt um dort erstmalig Kontakt mit den Menschen aufzunehmen. Dabei landet in einem wissenschaftlichen Salon und wird durch den Fehler eines Wissenschaftlers mittels einer Zeitreise ins Jahr 2022 katapultiert. Durch Zufall lernt sie Adam kennen, der sich sofort von dem faszinierenden Wesen angezogen fühlt und ihr stetiger Begleiter in der modernen Welt wird.

Holiday on Ice

Die Kostüme der Eiskunstläufer·innen sind auf die jeweiligen Epochen ausgelegt.

In den ersten neun Choreographien zeigt sich Auroras Weg zu Adam. Anfangs dominieren Gruppentänze die Eisfläche, erst nach drei Liedern wechselt der Fokus auf die Hauptdarsteller Gabriel St. Jean und Bryenne Mc. Isaac. Unterstützt werden sie von den russischen Paartänzer·innen Alina Solovyeva und Alexey Rogonov sowie Angelina Avdaseva und Evgenii Kostarev. Sie geben mit ihrem Bühnenprogramm nicht nur aufwendige Hebefiguren zum Besten, sondern auch perfekt sitzende Pirouetten und Sprünge.

Anders bei den beiden Hauptdarstellern, die beim einen oder anderen Sprung den Schwung nicht bis zum Ende mitnehmen können. Kurz vor der Pause wird die Bühne in ein goldenes Licht getaucht. Neben Eiskunstläufern treten hier auch die Akrobaten Manuel Artino, Jonathan Grundy, Aleksandra Melska und Julissa Panus auf die Bühne, um dem Publikum ihr Können vorzuführen. Highlight zum Schluss: Die spiegelglatte Eisfläche, die für kurze Zeit zum Teil in Flammen steht.

Holiday on Ice

Aurora und Adam erkennen, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt.

Dominiert wird der erste Akt von langsamen Liedern. Die Spannung und Dramatik, die den Eiskunstlauf ausmacht, bleiben hingegen auf der Strecke. Auch gewagte Sprungkombinationen sucht man vergebens. Stattdessen werden einfache Schrittfolgen eingehalten und klassische Einzelsprünge wie „Toloop“ und „Lutz“ vorgeführt. Es scheint, als wolle man die Darsteller für den zweiten Akt schonen. Und auch die Verständlichkeit der Geschichte erschließt sich kurz vor der Pause nicht richtig.

Kurz vor Beginn des zweiten Aktes darf das Nachwuchstalent Sophia Edler des Mannheimer ERC auf die Bühne. Zu Demi Lovatos Song „Confident“ heizt die 13-Jährige dem Publikum mächtig ein. Kleine Wackler bleiben nicht aus, trotzdem prescht sie souverän über das Eis, powert sich aus und zeigt das, was dem ersten Akt gefehlt hat: pure Energie.

Im zweiten Akt geht es in die Seelenwelt der Hauptdarsteller. Die Wesen der weißen Dimension wollen Aurora zurück. Adam versucht das zu verhindern – und scheitert. Beide unterliegen ihren Gefühlen und Aurora lernt in ihrer Welt, was es bedeutet, zu lieben – mit all den Freuden und den Schmerzen. Mit diesem Wissen kehrt sie zu Adam zurück: Und auch die weiße Dimension nimmt zu guter Letzt die bunten Farben der Welt an.

Holiday on Ice

Voller Körpereinsatz: Die Athlet·innen zeigen aussagekräftigen Piouretten und atemberaubende Sprünge.

Der zweite Akt gliedert sich ebenfalls in neun Tänze. Der Fokus verlagert sich auf die Einzeltänze der beiden Hauptdarsteller und die Paartänze der russischen Eiskunstläufer·innen. Was sofort auffällt: Das Tempo zieht an. Die Lieder werden energiescher, die Schritte komplizierter und die Kostüme minimalistischer. Das Finale bestreiten die 40 Darsteller zusammen. Zu Walk on the Moons „Shut up and Dance“ verwandeln die Läufer·innen die Eisfläche in ein Meer aus Farben mit sprühendem Goldregen. Und auch wenn die Geschichte bis zum Ende nicht ganz deutlich hervorstechen kann und das Tempo noch ein wenig schneller hätte sein können, ist die Leistung der Darsteller mehr als zufriedenstellend.

Zu sehen ist die Show noch bis zum 23. April in der Sick-Arena auf dem Messegelände in Freiburg. Die Showzeiten sind: Freitag um 20 Uhr; Samstag um 13, 16.30 & 20 Uhr und Sonntag um 13 & 16.30 Uhr.

Foto: © Tatjana Kipf