Nicht alleine bleiben: Verein hilft Eltern mit gehandicapten Kindern Erziehung | 03.03.2023 | Till Neumann

Gail McCutcheon (links) und die Freiburgerin Miriam Färber. Vernetzt: Vereins-Gründerin Gail McCutcheon (links) und die Freiburgerin Miriam Färber.

Isolation, Überforderung, Verzweiflung. Eltern, die Kinder mit einem Handicap großziehen, haben oft zu kämpfen. Das berichten zwei Mütter, die in genau dieser Situation sind. Der Verein „Mein Herz lacht“ möchte ihnen helfen, indem er vernetzt und Angebote macht. Auch in Freiburg bildet sich aktuell eine Ortsgruppe.

„Ich konnte einfach nicht mehr und war körperlich und seelisch am Ende.“ Das erzählt Gail McCutcheon. Die Gründerin der Selbsthilfecommunity „Mein Herz lacht“ kommt aus der Nähe von Böblingen. Ihr Sohn ist mit einem komplexen Herzfehler auf die Welt gekommen. Erst als sie eine Mutter in einer ähnlichen Situation traf, merkte die 47-Jährige: Sie ist nicht allein.

Um auch anderen ein Netzwerk zu bieten, gründete die gebürtige Engländerin 2019 den Verein „Mein Herz lacht“. Was mit einer kleinen Ortsgruppe in ihrer Heimatstadt Rutesheim begann, ist heute eine gewachsene Struktur: „Wir sind in 50 Stadt- und Landkreisen vertreten und betreuen rund 350 Familien“, berichtet McCutcheon.

Der Support ist für sie unverzichtbar, denn Eltern mit gehandicapten Kindern hätten es extrem schwer: Sie litten unter Isolation, Überforderung und Dauerstress. „Die pflegen die Kinder 24 Stunden, sie wissen nicht, wohin mit ihrer Trauer und Wut“, sagt McCutcheon. Dazu komme, dass die Informationen zu Hilfsangeboten nicht gebündelt zu finden seien. „Sie müssen 20 Ansprechpartner kontaktieren, das ist extrem aufwendig.“ Dafür fehlt in der Regel die Zeit.

Bestätigen kann das Miriam Färber. Die 32-jährige Mutter aus Freiburg hat eine pflegebedürftige Tochter und ebenfalls zu kämpfen. „Es ist dramatisch, man fühlt sich in vielen Sachen total allein gelassen.“ Der Austausch mit anderen Familien in einer ähnlichen Situation fehlte. Vergangenes Jahr stolperte sie über einen Flyer des Vereins – und machte mit. So kam sie in eine Vereins-Chat-Gruppe und in Kontakt zu anderen. Aktuell informiert sie sich beispielsweise, wie sie mit ihrer Tochter in den Urlaub fliegen kann. Die Eineinhalbjährige braucht ein Beatmungsgerät, Infos dazu hat Färber im Netz nicht ausreichend gefunden.

„So eine Gruppe ist super hilfreich und wertvoll“, sagt Färber. „Andere Eltern haben da schon mehr Erfahrung.“ Man recherchiere sich sonst dumm und dämlich. Mit anderen Eltern möchte sie nun eine Ortsgruppe in Freiburg aufbauen. Die soll ihr und anderen ermöglichen, was sonst kaum zu schaffen ist: Von zu Hause rauskommen und Leute mit ähnlichen Fragen treffen.

www.meinherzlacht.de