Wilde Freitage mit Dichtern und Denkern: Im Jungen Literaturhaus wimmelt es von Leseratten Neuigkeiten | 31.01.2019 | Erika Weisser

Im Oktober 2017 wurde im früheren Theatersaal der Alten Universität das Literaturhaus Freiburg eröffnet. Seither gibt es dort auch ein vielfältiges Programm für Kinder und Jugendliche. Die ganz besonderen Angebote dieses Jungen Literaturhauses richten sich an Schüler aller Schularten – auch an jene, deren persönlicher Schwerpunkt eigentlich nicht so sehr auf dem Lesen oder Schreiben liegt.

Birgit Güde, seit mehr als drei Jahren für das gesamte „junge“ Veranstaltungskonzept und dessen Umsetzung zuständig, empfindet es als „großes Glück“, gerade mit jungen Menschen arbeiten zu können und „so früh wie möglich“ ihr Interesse für die Literatur zu wecken – mit Mitteln, über die die Schulen nicht unbedingt selbst verfügen. Sie setzt dabei auf Begegnungen und den Austausch der Kinder mit Autoren, Illustratoren und anderen Buchkünstlern. Diese, ist sie überzeugt, können den Zugang zur Welt der Bücher erleichtern und dazu anregen, selbst kreativ mit Wort und Text umzugehen. Und so veranstaltet sie mit Dichtern, Denkern und Zeichnern regelmäßig spannende Workshops für Schulklassen, die vormittags entweder im Literaturhaus oder in der jeweiligen Schule stattfinden.

Güde hat ziemlich viel Erfolg damit: Die Schüler sind bei diesen Begegnungen mit großer Neugier und viel Interesse dabei, wollen erfahren, wie die gerade anwesenden Gäste denken, wie sie arbeiten, wie sie ticken. Manche Kinder, konstatiert die 38-jährige Kulturvermittlerin begeistert, kommen dann sogar zu den „Wilden Freitagen“. Das sind für alle offene Nachmittagsveranstaltungen, die einmal im Monat stattfinden und bei denen „immer etwas Außergewöhnliches passiert“. Seit Oktober vergangenen Jahres gibt es für diese öffentlichen Mitmach-Angebote – die inzwischen auch gerne von ganzen Nachmittagsbetreuungsgruppen aus den Schulen besucht werden – ein eigenes Programmheftchen. Das zweite ist soeben erschienen.

Der Erfolg ist Güde indessen nicht zugeflogen: Sie hat „von Anfang an vor allem Netzwerkarbeit gemacht“, hat den Kontakt zu den Freiburger Schulen und ihren Lehrern gesucht und mit ihnen zunächst in kleineren Veranstaltungsformaten ausprobiert, „was bei den Kindern ankommt“. Dabei habe sich herausgestellt, wie wichtig es ist, „dass Kinder wahrnehmen, dass Literatur auch etwas für sie ist, dass sie ihnen nicht verschlossen bleibt“.

Das gelte auch für Kinder, die „Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben“. Mit der Karlschule unterhält das Junge Literaturhaus eine rege und intensive Partnerschaft, die heuer bereits im dritten Jahr besteht. Dabei wechseln die Partnerschüler von Jahr zu Jahr: Partnerklasse ist immer die vierte LRS-Klasse des jeweiligen Schuljahrs. So werden nach und nach alle LRS-Schüler und damit Kinder aus der ganzen Stadt und dem Umland erreicht, freut sich Güde. Sie bringt ihnen mindestens einmal im Monat „die Gedichtpost“, also neue Bücher, die die Schüler dann in ihr eigenes „Literaturhäuschen“ – eine in einem Vogelhäuschen eingerichtete Minibibliothek – integrieren. Sie kommen im Lauf des Schuljahrs auch mehrmals zu speziellen Workshops ins Literaturhaus und können kostenlos an den „Wilden Freitagen“ teilnehmen. Davon machen sie reichlich Gebrauch – sicher auch am 8. Februar, wenn Marguerite Abouet die Kinder zu einem Comic-Trip an die Elfenbeinküste einlädt. Oder am 15. März, wenn Sybille Hein es „krachen lässt“ – mit Schlagzeug und Zaubertrank.

Mehr zum Programm: www.literaturhaus-freiburg.de

Foto: © Marc Doradzillo