Retro-Klassiker: Die schönsten Fangspiele von früher Spieletipps | 02.06.2023 | Norbert Stockert

Spielende Kinder

Die Großeltern kennen sie ganz bestimmt: Es gibt einfache Spiele für draußen, die seit Generationen Kinder begeistern. Sie sorgen zeitlos für puren Spielspaß. Da lohnt es sich, mal nachzufragen oder im Fundus nach diesen Klassikern zu stöbern. Vielleicht machen die Großeltern eine Runde mit? Hier einige schöne Fangspiele von früher mit nostalgischem Charme. Los geht’s!

Blinde Kuh

Das ist wirklich ein Klassiker. Goethe hat sogar ein Gedicht über dieses Spiel geschrieben. Ein Spieler ist die „Blinde Kuh“ und hat die Augen verbunden. Die anderen necken ihn mit den Worten:
„Blinde Kuh, fang‘ mich doch, dann hast du Ruh‘!“
Dabei versuchen sie, ihn zu berühren. Gelingt es der Blinden Kuh, jemanden abzuschlagen, so ist derjenige die nächste Blinde Kuh.

Der Kaiser schickt Soldaten aus!

Die Spieler stehen sich in zwei gleich großen Gruppen jeweils nebeneinander in großem Abstand in Handfassung gegenüber. Jede Gruppe bestimmt einen von sich zum „Kaiser“. Der Kaiser der einen Gruppe beginnt, indem er ruft:
„Der Kaiser schickt Soldaten aus, er schickt den / die (Name eines Spielers seiner Gruppe) zum Tor hinaus!“
Daraufhin rennt der betreffende Spieler auf die andere Gruppe los und versucht, die Kette an einer beliebigen Stelle zu durchbrechen. Gelingt ihm das, so darf er einen der beiden betroffenen Spieler mit in seine Gruppe nehmen. Bleibt er aber hängen, so muss er sich an der betreffenden Stelle in die andere Gruppe einreihen. Danach schickt der andere Kaiser jemanden ins Feld. So geht das hin und her.
Der Kaiser kann sich auch selbst losschicken. Das ist aber riskant; denn bleibt er in der Kette hängen, so hat seine Gruppe verloren.

Wolf und Fuchs

Die Spieler stehen im Handkreis. Innerhalb des Kreises befindet sich ein Spieler als „Fuchs“, außerhalb ist ein Spieler als „Wolf“. Zunächst läuft zwischen den beiden folgender Dialog:
„Fuchs, was tust du in meinem Garten?“
„Ich muss auf meinen Bruder warten.“
„Achtung, Fuchs, gleich bist du mein!“
„Dann musst du aber geschwinde sein!“
Daraufhin versucht der Wolf, den Fuchs zu fangen. Beide dürfen beliebig in den Kreis hinein und aus dem Kreis heraus laufen. Die Kreisspieler machen entweder die Arme hoch, um Durchschlupf zu gewähren, oder lassen die Arme unten, um den Weg zu versperren. Erwischt der Wolf den Fuchs, so beginnt die nächste Runde.

Kaiser, wie viele Schritte darf ich gehen?

An einer Seite des Spielfeldes steht ein Spieler als „Kaiser“. Alle anderen stehen ihm an der anderen Seite gegenüber. Ein Spieler beginnt, indem er fragt:
„Kaiser, wie viele Schritte darf ich gehen?“
Der Kaiser nennt eine beliebige Zahl. Dann muss der Spieler noch fragen:
„Darf ich?“
Sagt der Kaiser „ja“, so darf er die angegebene Anzahl Schritte machen. Sagt der Kaiser „nein“, darf er keinen Schritt gehen. Vergisst er, um Erlaubnis zu fragen, muss er auch stehen bleiben. Danach kommt der nächste Spieler dran. Sind alle durch, geht es von vorne los. Wer als Erster beim Kaiser ankommt, wird sein Nachfolger.

Der Fuchs geht um!

Die Spieler stehen im Handkreis und dürfen sich nicht umschauen. Ein einzelner Spieler läuft als „Fuchs“ um den Kreis herum. Er hält in der Hand den „Plumpsack“; das ist z. B. ein verknotetes Tuch. Die Gruppe sagt dazu den Spruch:
„Der Fuchs geht um, der Fuchs geht um, es geht ein wildes Tier herum!“
Irgendwann lässt der Kreisläufer den Plumpsack hinter einem Spieler fallen. Bemerkt es derjenige, so schnappt er das Tuch und rennt hinter dem anderen her. Gelingt es ihm, ihn noch vor der Kreislücke mit dem Tuch abzuschlagen, so muss derjenige nochmals laufen. Holt er ihn nicht ein, so schließt der erste Läufer den Kreis und der andere ist neuer Läufer. Bemerkt ein Spieler den Plumpsack nicht, bevor der Kreisläufer wieder bei ihm ist, so muss er ins „faule Ei“, d. h. sich in die Kreismitte setzen. Die Gruppe begleitet das mit dem Spruch:
„Eins, zwei, drei, ins faule Ei!“
Er ist wieder erlöst, wenn ein anderer Spieler ins faule Ei gehen muss.

Norbert Stockert

Zur Person:
Norbert Stockert ist Diplom-Pädagoge,­ Spielpädagoge sowie Mitglied des Vereins Spielmobil Freiburg. Der heute 73-Jährige hat bereits Bücher und Zeitschriftenaufsätze zu Spielthemen publiziert und bildet Lehrer und Erzieher fort. Zudem macht er Spielprojekte für Groß und Klein und hilft weiterhin beim Spielmobil aus.

Foto: © iStock.com/BraunS; privat