Die Ermittlung – Beklemmendes Kammerspiel 4Film | 22.07.2024 | Erika Weisser
„Ich bitte, darauf hinweisen zu dürfen, wie dicht der Weg mit Zuschauern gesäumt war, als man uns aus unseren Wohnungen vertrieb und in die Viehwagen lud.“ Die Frau, die diesen Satz sagt, tritt als Überlebende der Shoa auf. Und sie macht diese Aussage zur Mitwisserschaft und dem oft die Grenze zur Mittäterschaft überschreitenden Mitläufertum mit dem Naziregime vor Gericht: als Zeugin 9 in RP Kahls Film über den ersten Auschwitzprozess.
Dieser fand von 1963 bis 1965 in Frankfurt statt; der vor antisemitischer Verfolgung geflüchtete Schriftsteller Peter Weiss war Beobachter. Die dort aufgedeckten Fakten über die systematische Ermordung von Menschen, das Leid der Davongekommenen, die Leugnungen der Angeklagten oder ihre Berufung auf eine Befehlssituation hat er zu einem Theaterstück verarbeitet.
59 Jahre nach der Uraufführung hat Kahl dieses „Oratorium in 11 Gesängen“ nun verfilmt – mit 60 Akteuren und ganz nah am Originaltext. Ein beklemmendes Kammerspiel.
Die Ermittlung
Deutschland 2024
Regie: RP Kahl
Mit: Rainer Bock, Clemens Schick u.a.
Verleih: Leonine
Laufzeit: 186 Minuten
Start: 25. Juli 2024
Foto: © Leonine