Die Gewerkschafterin: Bizarrer Verdacht 4Film | 15.04.2023 | Erika Weisser

Die Gewerkschafterin: Darstellerin Isabelle Huppert in Ihrer Rolle Maureen Kearney

An einem Dezembertag im Jahr 2012 findet Maureen Kearnys Haushälterin ihre Chefin in einem Kellerraum ihres Hauses in einem Vorort von Paris. Die Irin, die seit Mitte der 1980er-Jahre mit ihrem französischen Ehemann in Frankreich lebt, wurde offenbar Opfer eines gewaltsamen sexuellen Übergriffs. Sie ist gefesselt und schwer traumatisiert, kann sich nur höchst bruchstückhaft an den Überfall erinnern. Von dem oder den Tätern fehlt jede Spur – bis auf ein großes A, das sie in die Haut ihres Bauches geritzt haben.

Ob dieses irgendwie bedrohlich wirkende A für Areva steht? So lautet der Name des Industriekonzerns, bei dem Kearny, die während ihrer ersten Jahre in Frankreich als Englischlehrerein arbeitete, schon seit Langem als gewerkschaftlich organisierte Personalrätin tätig ist. Als einer der Atomgiganten des Landes ist das Unternehmen vor allem auf dem Gebiet der Einrichtung nukleartechnischer Anlagen aktiv.

Einige Monate zuvor hatte die engagierte Frau durch einen Whistleblower von einem geheimen Deal zwischen einem großen chinesischen Energieversorger und dem Staatskonzern Electricité de France (EDF) erfahren. Da auch Areva diesem weltweit zweitgrößten Stromerzeuger zugeordnet ist, hegte sie bald darauf die Befürchtung, dass in ihrer Firma Tausende von Jobs wegfallen könnten. Und das wollte die hauptamtliche Gewerkschafterin, die sich immer für die Belange ihrer Kollegen – und insbesondere der viel zu wenig geförderten
Kolleginnen – eingesetzt hatte, um jeden Preis verhindern.

Filmausschnitt: Die Gewerkschafterin

Maureen findet heraus, dass der neue Geschäftsführer Luc Oursel, dem sie ohnehin nie über den Weg traute, bereits sehr konkrete Pläne schmiedet, wie künftig beim Bau von Atomkraftwerken mit China zu kooperieren ist. Und dass dabei sensible nukleare Technologien nach China transferiert würden. Da wird sie aktiv: Zur Rettung von 50.000 Arbeitsplätzen in Frankreich droht sie, selbst zur Whistleblowerin zu werden und die als Staatsgeheimnis gehüteten dubiosen Geschäfte öffentlich zu machen.

Kurz darauf ereignet sich der brutale Überfall. Der möglicherweise kein Zufall ist: Die Aufdeckung der klandestinen Machenschaften hätte die Atomindustrie erschüttert und einflussreiche Entscheidungsträger gefährdet. Und dann bringen die Ermittler plötzlich neue Indizien auf den Tisch, nach denen Kearny unglaubwürdig sei und den Vorfall selbst inszeniert habe. Eine Schmutzkampagne beginnt, sie wird vom Opfer zur Verdächtigen.

Filmplakat: Die GewerkschafterinDie Gewerkschafterin
Frankreich 2022
Regie: Jean-Paul Salomé
Mit: Isabelle Huppert, Yvan Attal, Grégory Gadebois, Pierre Deladonchamps, Marina Foïs u. a.
Verleih: Weltkino
Laufzeit: 122 Minuten
Start: 27. April 2023

Fotos: © Weltkino