Film-Tipp: Parallele Mütter 4Film | 10.03.2022 | Erika Weisser

Hauptdarstellerinnen Janis und Ana beim Kochen

In seinem neuen Film beleuchtet Pedro Almodóvar – wie schon so oft – Familienbeziehungen, die zunächst nicht offenbar werden, die Betroffenen unbewusst jedoch nach bestimmten Mustern handeln lassen. Erstmals bezieht er auch Angehörige mit ein, die im spanischen Bürgerkrieg von Franquisten ermordet wurden. 

Janis lebt in Madrid; ihr Job als Werbefotografin ermöglicht der knapp 40-Jährigen ein unbeschwertes Leben. Bei einem Fotoshooting lernt sie den forensischen Anthropologen Arturo kennen. Er arbeitet bei einer Organisation mit, deren Ziel es ist, die Massengräber aus der Franco-Zeit zu finden und die vor mehr als 80 Jahren dort Verscharrten zu exhumieren.

Hauptdarstellerin Janis mit Arturo

Janis wendet sich in eigener Sache an ihn: Von ihrer Großmutter Cecilia hatte sie erfahren, dass deren Vater vermutlich in einem solchen Grab verscharrt wurde. Er hatte sich nach Francos Militärputsch sofort den widerständigen Republikanern angeschlossen und war schon in den ersten Tagen der Kampfhandlungen verschleppt worden. Bei Cecilia war Janis nach dem frühen Tod ihrer eigenen Mutter aufgewachsen und hatte ihr versprochen, die Überreste des Urgroßvaters zu finden und diese im Familiengrab würdig zu bestatten.

Aus der Bitte um Arturos Unterstützung in dieser Angelegenheit entwickelt sich eine Beziehung; ein Jahr später ist Janis schwanger. Als Arturo unter Hinweis auf seine kranke Ehefrau erklärt, dass nicht der richtige Zeitpunkt für eine Vaterschaft sei, trennt sie sich von ihm. Sie übernimmt die Verantwortung für das Kind alleine – wie schon ihre Großmutter und Mutter.

Hauptdarstellerinnen Janis, Ana und weitere Frauen am Maschieren

In der Geburtsklinik teilt sie das Zimmer mit der 17-jährigen Ana, die sich im Gegensatz zu Janis so gar nicht darauf freut, Mutter zu werden. Sie versucht, Ana mit ihrer Begeisterung anzustecken – mit mäßigem Erfolg. Erst als Ana die kleine Anita in den Armen hält, keimt die Liebe auf. Kurz darauf kommen Anita und Janis’ zeitgleich geborene Tochter Cecilia in klinische Beobachtung. Da sich die bei ihnen vermuteten Stoffwechselstörungen jedoch als harmlos herausstellen, können die parallelen Mütter mit ihren Kindern die Klinik verlassen. Zuvor tauschen sie Telefonnummern aus – mit dem Versprechen, in Kontakt zu bleiben.

Es bleibt beim Versprechen. Bis Arturo auftaucht, um seine Tochter zu sehen – und sich in Cecilia nicht wiedererkennt. Da kommen bei Janis, die ihre Eltern ja gar nicht kannte, auch Zweifel auf, und sie ruft Ana an, um sich nach Anita zu erkundigen. Es folgt eine dramatische, sich über zwei Jahre ziehende, meisterhaft erzählte und gespielte Geschichte um Lüge und Versöhnung. Und schließlich kommt es zu einer sehr berührenden Familienzusammenführung am Grab des ermordeten Urgroßvaters und seiner Leidensgenossen.

Filmcover: Parallele Mütter

Parallele Mütter
Spanien 2021
Regie: Pedro Almodóvar
Mit: Penélope Cruz, Milena Smit, Rossy de Palma, Israel Elejalde u.a.
Verleih: Studiocanal
Laufzeit: 126 Minuten
Start: 10. März 2022

 

 

Fotos: © Studiocanal GmbH