Buch-Tipp: Sehr geehrte Frau Ministerin – Die Täter im Schatten 4Literatur & Kolumnen | 18.09.2025 | Erika Weisser

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Alles beginnt mit einem Muttermord: Der römische Kaiser Nero lässt seine Mutter Agrippina töten, als sie ihm zu mächtig wird. Dabei hatte sie selbst durch allerhand Intrigen und arrangierte Ehen einst dafür gesorgt, dass er überhaupt an die Macht gelangen konnte.

Die beiden Machtmenschen dienen Ursula Krechel, die nicht nur für diesen Roman am 1. November mit dem Georg-Büchner-Preis die bedeutendste literarische Auszeichnung im deutschsprachigen Raum erhält, als Gleichnis. Als Metapher für einen geplanten Femizid, für ein Attentat auf eine heutige Frau. Dabei webt sie mehrere – belegte sowie der Fantasie entsprungene – Geschichten ineinander. Dadurch und durch einige gedankliche Abschweifungen und Sprünge wird die eigentliche Handlung nur langsam sichtbar. Zumal auch der mögliche Täter am Rand, im Schatten bleibt.

Es braucht also erst einmal Geduld und Lust am Fabulieren in einer unglaublich assoziativen, kreativen und dennoch sicheren und konkreten Sprache, um dabei zu bleiben. Dann aber offenbart sich eine packende, um drei weibliche Hauptfiguren entwickelte Erzählung, die den langen und widerständigen Leidens- und Befreiungsweg der in vieler Hinsicht und weltweit diskriminierten Frauen respektvoll aufscheinen lässt.

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Sehr geehrte Frau Ministerin
von Ursula Krechel
Verlag: Klett-Cotta, 2025
368 Seiten, gebunden
Preis: 26 Euro