Buch-Rezi: Aufstand – Spurloses Verschwinden 4Literatur & Kolumnen | 02.09.2022 | Erika Weisser

José Ovejero Aufstand cover

Die 17-jährige Ana ist seit Tagen verschwunden, hat alle Kontakte und die Schule abgebrochen. Zwar ahnt ihr Vater Aitor, wo sie sich aufhalten könnte, doch wie er sie erreichen kann, das weiß er nicht.

Er weiß es schon lange nicht mehr: Mit Ana, die er stets für ihre eigensinnige Konsequenz bewunderte, gab es seit geraumer Zeit Konflikte, Diskussionen, ja Kämpfe – mit Vorwürfen, Beschimpfungen und Drohungen. Eine Drohung hat sie nun wahr gemacht: Eines Abends, als er von seiner Arbeit bei einem Madrider Radiosender nach Hause kommt, ist sie weg.

Aitor ist überzeugt, dass sie das Haus freiwillig verlassen hat. Und er fühlt „die gleiche Verzweiflung wie jemand, der bei einem Unfall oder einer Katastrophe einen geliebten Menschen verloren hat“. Vielleicht sogar eine schlimmere: Er weiß, dass Ana sich aus Enttäuschung zu diesem Schritt entschlossen hat. Enttäuscht von ihm, der resigniert hat angesichts der sozialen und politischen Missstände im Land. Enttäuscht auch von der Mutter, die glaubt, die Welt mit Taschen aus recyceltem Material retten zu können.

Ana hat sich einer anarchistischen Okupa-Gruppe angeschlossen, ist zu ihren Genossen in ein besetztes Haus gezogen. Erst sehr spät findet Aitor schließlich heraus, was sie planen.

José Ovejero Aufstand cover

Aufstand
von José Ovejero
Übersetzung: Patricia Hansel
Verlag: Nautilus 2022
328 Seiten, gebunden
Preis: 26 Euro