Buchrezi: Zuweilen nichts Besonderes – Ungewisse Gewissheit 4Literatur & Kolumnen | 16.12.2024 | Erika Weisser

Buchcover

Die Freiburger Philosophin Ute Guzzoni ist eine sehr unabhängige Denkerin. Das beweist die inzwischen 90-Jährige auch in ihrem soeben erschienenen neuen Buch, in dem sie sich mit den Besonderheiten des Ich, der Vögel, des Besonderen, der Wolken und anderer bedenkenswerter Erscheinungen auseinandersetzt.

Darin bringt Guzzoni, die als langjährige Professorin an der Freiburger Uni Scharen von Studierenden eigenständiges Denken lehrte, ihre Gedanken auch philosophischen Laien so nachvollziehbar und, ja, fast unterhaltsam nahe, dass man ihre früheren Schüler beinahe um die Zeit mit ihr beneidet.

Regelrecht geist- und augenöffnend ist etwa ihre Sicht auf die kleine Wolke, die an „jenem Tag im blauen Mond September“ sehr weiß und ungeheuer oben und nur für einen einzigen Augen-Blick am Sommerhimmel stand. Diese flüchtige Erscheinung, philosophiert Guzzoni, brennt sich in die Bewusstheit des Protagonisten in Brechts Gedicht ein – als etwas Einmaliges, Einzigartiges. Und nur die Erinnerung an die Wolke ermöglicht es ihm, auch der „stillen bleichen Liebe“ zu gedenken, die er dereinst küsste, von der er aber weder Namen noch Gesicht erinnert.

Auch die anderen Essays bringen Einiges an Erkenntnisgewinn. Einzige Voraussetzung beim Lesen: Denken wollen und wagen.

Buchcover


Zuweilen nichts Besonderes

von Ute Guzzoni
Verlag: Karl Alber, 2024
95 Seiten, Hardcover
Preis: 19 Euro