Das „bierernste“ chilli-Horoskop: Die US-Wahl-2024-Edition 4Literatur & Kolumnen | 09.12.2024 | Philip Thomas

Horoskop

Vor lauter Wahlen sieht chilli-Orakel Philip Thomas schon Sterne. Nach mehr oder weniger fokussiertem Studium der Himmelskörper verrät er, wie es um unsere Zukunft der US-Demokratie so steht.

Widder-1
 Trump hat nicht nur gewonnen, die Republikaner haben obendrein die Mehrheit im Senat stibitzt. Und im Repräsentantenhaus gibt es ebenfalls eine rote Überzahl. Dank resultierender Mehrheit im Kongress kann Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten also einigermaßen durchregieren. Keine Pointe.

Stier-1
Und für all jene, die hoffen, die nächsten vier Jahre werden schon nicht so schlimm werden: Das letzte Mal, die gefühlte Ewigkeit von 2016 bis 2020, war Trump vier Jahre jünger, weniger erratisch, gebräunt und musste für seine Wiederwahl bei Terminen noch in Hose erscheinen. Wie gut, dass du in Good old Germany wohnst.

Zwilling-1
Was geht dich diese Wahl überhaupt an? Nun: Drohende Strafzölle bis zu 20 Prozent könnten die deutsche Wirtschaft weiter schwächen, und weil Trump die NATO auf den Prüfstand stellen wollte, könnte es für die Ukraine finster werden. Das wiederum bedeutet wohl nochmals höhere Militärausgaben für Europa. Und dann wird deine Butter noch teurer.

Krebs-2
Trumps Wahl im Jahr 2016 wirkte wie ein Unfall, ein Mittelfinger gegen das politische Establishment. Acht Jahre und eine Amtsperiode voller Skandale später kann zumindest niemand mehr behaupten, nicht zu wissen, für was da so alles votiert wurde. Geliefert wie bestellt.

Loewe-1
„Jetzt ist er zu weit gegangen!“, „Nun wird er aber wirklich abgesetzt!“, „Damit wird er nicht davonkommen!“ Du bist jetzt schon ermüdet von den Nachrichten der kommenden vier Jahre. Die zusätzliche Aufregung kannst du dir allerdings sparen. Was für viele ein Skandal ist – für Trump und seine Sekte wird es bloß ein weiterer Dienstag sein.


Im Prinzip hat Trump gepunktet mit Themen, die laut Umfragen auch bei den EU- und Landtagswahlen in diesem Jahr wichtig waren: Neben Wirtschaft nämlich vor allem Migration und innere Sicherheit. Du würdest also begrüßen, wenn das gemäßigte Spektrum entsprechende Diskussionen nicht mehr wegbeißt und diese Themen nicht den Rechten überlässt.

Waage-1
Du findest es nicht rassistisch zu sagen: Menschen sollten nicht völlig unkontrolliert über Ländergrenzen gelangen. Aber für die Debatte „Migration als Chance“ ist es zumindest in den USA nun zu spät: Im Weißen Haus sitzt ab Januar wieder ein Typ, der findet, jene Menschen hätten „schlechte Gene“ und sollten in Käfigen auf ihre Abschiebung warten.


Trump hat angekündigt, den „Schattenstaat“ zu bekämpfen: Er will in der Justiz sowie Verwaltung „aufräumen“. Ein entsprechendes Gesetz, wonach Staatsdiener, die etwa gegen den verurteilten Straftäter Trump ermitteln, flugs ihres Amtes entbunden werden könnten, hat der 47. US-Präsident schon in der Schublade. Klingt ebenfalls nach dunklen Machenschaften.

Schuetze-1
Unheimlich wird’s nun für Millionen von Migranten, Kranken, Schwangeren, Transmenschen, Trumps politische Gegner und wahrscheinlich die US-amerikanische Demokratie. Als echtes Bobbele bist du davon nicht direkt betroffen, trotzdem bist du gespannt, ob das System der Checks and Balances hält.

Steinbock-1
Rein, raus, dann wieder rein und wohl bald wieder raus. Die Rede ist nicht von einem Stelldichein zwischen Mann und Frau, sondern zwischen den USA und dem Pariser Klimaschutzabkommen. Dabei waren die Vereinigten Staaten 2022 schon für fast 14 Prozent der weltweiten Co₂-Emissionen verantwortlich. Aber Hauptsache du trennst deinen Joghurtbecher in Alu und Karton.

Wassermann-1
Apropos Mann und Frau. Am 1. November trat in Deutschland das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, wonach Menschen ihr Geschlecht mit geringeren bürokratischen Hürden nominell ändern lassen können. Trump hat derweil angekündigt, Krankenhäuser, die entsprechende Anpassungsoperationen durchführen, nicht mehr finanziell unterstützen zu lassen.


Du hoffst, dass diese Übersee-Demokraten wenigstens die richtigen Schlüsse aus der Schlappe ziehen: Gegen Donald Trump verloren haben Hillary Clinton anno 2016 und Kamala Harris im Jahr 2024. Gewonnen hat dagegen ein gewisser Joe Biden im Jahr 2020. Ergo: Die Zukunft gehört den alten weißen Männern.

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