Das „bierernste“ chilli-Horoskop: Rückblick-Edition von Hobby-Astronaut Philip Thomas 4Literatur & Kolumnen | 02.01.2025 | Philip Thomas

Vor lauter Jahresrückblicken sieht chilli-Orakel Philip Thomas schon Sterne. Nach mehr oder weniger fokussiertem Studium der Himmelskörper verrät er, wie es um 2024 so stand.
2024 ist bald Geschichte. Die großen Aufreger dieses Jahr: Donald Trump und KI-Fakes. Du fragst dich ja immer noch, ob es sich beim 45. und designierten 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht doch selbst um einen außer Kontrolle geratenen KI-Fake handelt. Der aber noch in der Beta steckt. Bitte?
Es liegt in der linken Natur, sich zu zanken. Selbstverständlich mit rechts, mit der Mitte, aber auch gerne und zum Sport mit links. Und nun haben sie den Salat: Fraktionsstatus im Bundestag verloren, und das im Januar gegründete Polit-Start-up BSW sammelt Wählerstimmen. Kriegen sie den Geist zurück in die Flasche?
Die EM im eigenen Land nahm die deutsche Nationalmannschaft zum Anlass, den ersten gescheiten Pass seit 2014 zu spielen. Beim DFB derweil die längst überfällige Erkenntnis: Lieber Jamal Musiala und Florian Wirtz auf dem Platz als Helene Fischer in der Halbzeit und Oliver Pocher aus den Lautsprecherboxen.
Auch in Paris ging es sportlich zu. Die schönen Spiele schloss Deutschland mit dem zehnten Platz im Medaillenspiegel ab. Für olympisches Gold gibt’s vom Verband 20.000 Euro. In Israel kriegen Sportler 250.000 Euro für Gold. In Italien 196.000 Euro. In Frankreich 80.000 Euro. Vielleicht zeigen deutsche Athletinnen deswegen auf diversen Plattformen so viel Haut?
Die chilli-Redaktion bewegte dieses Jahr: Automatensprenger, Schwarzfahrer, Schwangerschaftsabbrecherinnen, Klinikzoff, die ZMF-Zukunft, der Run aufs Rathaus, die Cannabis-Legalisierung, Bauernproteste und der Lärm in der Innenstadt. Nächstes Jahr dann hoffentlich: „Ölquelle unterm EHC-Stadion“, „Abriss und Neubau der UB“ und „Proberäume für alle“.
Diskutieren kann dieses Land. Immerhin haben wir Goethe, Schiller und H.P. Baxxter hervorgebracht. So sorgte die Nachricht, dass „Clankriminalität“ in Nordrhein-Westfalen einen neuen Höchststand erreichte, dieses Jahr dahingehend für Wortgefechte, ob der Begriff nicht möglicherweise rassistisch sei. Damit müssen die Fälle ja quasi neu aufgerollt werden.
Im Prinzip lief jede politische Debatte in diesem Jahr auf die vermaledeite Schuldenbremse hinaus. Du fragst dich ja schon, warum du mit Nettolohn von 1600 Euro nach Auto, Grill, Badezimmer, Skiausrüstung und Handy auf Pump nach wie vor neue Miese machen darfst, die gute alte Bundesrepublik mit einem BIP von 4,2 Billionen Euro aber quasi nicht.
Im Februar verhafteten Einsatzkräfte die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette in einer Kreuzberger Mietwohnung. Darin fanden die Ermittler auch einen sechsstelligen Geldbetrag, mehr als ein Kilogramm Gold, diverse mit „Archiv“ beschriftete CDs und eine Maschinenpistole tschechischer Bauart. Eine ganz normale Berlinerin, also.
Als das Verfassungsgericht ganz überraschend den Haushalt kassierte, fehlten plötzlich 60 Milliarden Euro in der Staatsschatulle. Die Ampel sendete brav Grüße nach Karlsruhe. In Berlin flogen spätestens da die Fetzen. Leidtragende sollten vor allem Landwirte sein. Die protestierten mit Mist. Das Motto: Bauer macht Stau.
Der Klimawandel verschiebt die Jahreszeiten: 2024 war das heißeste Jahr seit Beginn de Aufzeichnungen. Der Sommer kam dieses Jahr ein bisschen später. Dafür gab‘s das Sommer-Loch schon im Mai. Und zwar in Form von grölenden Halbstarken auf Sylt und einer heraufbeschworenen Staatskrise im Rest der Republik. Man hatte ja sonst nichts zu tun.
Schlechte Nachrichten gab es einige. Aber immerhin wurde 2024 das Kiffen legal. Das hat dieses Jahr für dich zumindest erträglich gemacht. Blöd: CDU-Chef Friedrich Merz will die Freigabe schon bald wieder zurücknehmen. Eventuell solltest du deinen Pflänzchen bis zur Neuwahl im Frühjahr also noch mal ein bisschen künstliche Sonne gönnen.
Und das war 2024: Kriege und Krisen verwüsten weiterhin verschiedenste Orte der Welt, Naturkatastrophen und Artensterben erschüttern immer noch ganze Ökosysteme, der Regenwald wird abgeholzt und im Abendprogramm läuft nach wie vor der Tatort. So gesehen kann 2025 eigentlich nur besser werden.
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