Ein schönes Ausländerkind – Perfekte Migrantin 4Literatur & Kolumnen | 29.04.2024 | Erika Weisser

Das Mädchen, dessen Werdegang die Wiener Bloggerin „Toxische Pommes“ in ihrem Debütroman nachzeichnet, ist beliebt bei den Freunden und Nachbarn seiner Eltern. Doch dann ist Krieg in Jugoslawien; nach der plötzlich herrschenden Logik werden die Menschen in Kroatien „zu Ethnien und Religionen“.
Angesichts der Feindseligkeit verlässt die kleine, aus Montenegro stammende Familie den intern verfeindeten Vielvölkerstaat. Sie zieht in ein Einwanderungsland, das keines sein will. Und lebt dort unter Bedingungen, die an Haussklavenhaltung gemahnen: In den Wirren der Flucht fielen die bis dahin als Ingenieure tätigen Eltern des Mädchens auf das Angebot einer gut situierten Familie herein, vorübergehend gegen Mitarbeit in Haushalt und Garten vorerst miet- und lebenshaltungskostenfrei in deren Haus mitwohnen zu können. Bis „die Papiere geregelt“ seien.
Doch die angebliche Starthilfe wird zum Dauerzustand. Das „schöne Ausländerkind“ verbringt seine ganze einsame Schulzeit in dieser Abhängigkeit, deren Hauptlast die Mutter trägt, die stets zu Diensten sein muss. Derweil bemüht sie sich unter der Obhut des dauerarbeitslosen Hausmann-Vaters, eine perfekte Migrantin zu werden, die trotz bester Leistungen „nie auffällt und nichts verlangt“.
Ein schönes Ausländerkind
von Toxische Pommes
Verlag: Zsolnay, 2024
208 Seiten, Hardcover
Preis: 23 Euro