FRezi: Weißtannenhöhe – Geheime Netzwerke 4Literatur & Kolumnen | 22.09.2023 | Erika Weisser

Es geschah vor 95 Jahren: Anfang Juni 1928 wurden in einem Wald auf der Weißtannenhöhe bei Breitnau zwei ermordete Frauen gefunden: die Cousinen Ida und Luise Gersbach, Lehrerinnen in Mannheim. Am 31. Mai waren sie zuletzt lebend gesehen worden, von einem Täter fehlte jede Spur. Der Fall wurde nie aufgeklärt, die rätselhafte Tat ließ viel Raum für Vermutungen, Mythen und Phantasiegeschichten. Bis heute.
Christoph Weiglein, Autor aus Villingen-Schwenningen, entwickelt aus dem Tatbestand eine sehr spannende und recht überzeugende Geschichte, die auch die politischen Verhältnisse jener Zeit thematisiert – samt dem zunehmenden Einfluss der NSDAP. So ist etwa Benedikt Falk, Anwärter bei der Kripo Freiburg, ein strammer Nazi. Von seinen republiktreuen Vorgesetzten Gerd Tanner und Hans Kaltenbach kann er zwar immer wieder ausgebremst, aber letztlich nicht wirklich gestoppt werden: Die geheimen rechten Netzwerke sind bereits zu dicht und zu wirksam. Zudem ist Staatsanwalt Tauenstein ein Opportunist und darauf bedacht, sich mit den künftigen Machthabern zu arrangieren.
Er verhindert, dass Tanner und Kaltenbach die Spur eines Auftragsmords verfolgen, in den höchste NS-Kreise verstrickt zu sein scheinen. Und nimmt dabei weitere Tote in Kauf.
Weißtannenhöhe
von Christoph Weiglein
Verlag: Emons, 2023
288 Seiten, Broschur
Preis: 14 Euro