Geschmackspolizei: Der Sounddreck zu Jamaika 4Literatur & Kolumnen | 15.10.2017 | R.D. Welteroth

Mit Reagggea konnte ich noch nie wirklich viel anfangen, geschweige denn ihn richtig schreiben. Wolle Kriwanek, die „Schwäbische Bomb“, hat mit seinem „Reggae reggae reggae di uf, no sag mers“ hier sicherlich – wenn auch zweifelhafte – Maßstäbe gesetzt. Seine Nummer „I bin für di bloß dr Näger“ ist nicht weniger bedenklich.

Da der Mann bereits tot ist, gilt hier anstandshalber „de mortuis nil nisi bene“, wie der Schwabe zu sagen pflegt. Udo Lindenbergs Song „Jamaika“ überzeugt auch Nullkommanull. Sorry, echt, Udo, leider ungeil, nix ist klar auf der Andrea Doria.

Die Gombay Dance Band aus dem semikaribischen Norderstedt und ihre „Sun of Jamaica“ sind ebenfalls schon lange untergegangen – beziehungsweise nie aufgegangen. Kein Wunder, angesichts solch bedeutsamer Zeilen wie „ Sun of Jamaica, the dreams of Malaika, our love is my sweet memory, Sun of Jamaica, Blue Lady Malaika, someday I‘ll return, wait and see”.

Dazu kommt, dass Kiffen und Dreadlocks geschmackspolizeiliche NoGos sind – Kiffen macht blöd (okay, saufen auch), Dreadlocks sehen scheiße aus, speziell bei mitteleuro­päischen Bleichgesichtern, und das leicht patriarchale Gehabe der Rastafaris ist höflich formuliert unzeitgemäß. In diesem Sinne, halten Sie sich von Jamaika fern, das ist nur was für einheimische Eingeborene und zugezogene Kampfkiffer.

Love & Peace, für Ihre Geschmackspolizei, R.D. Welteroth