Literaturfestivals in der REGIO – Gespräche, Ausstellungen & Lesungen im Herbst 4Literatur & Kolumnen | 16.10.2024

Es wird Herbst. Und damit beginnt die Zeit, in der wieder mehr gelesen wird als die Zeitung oder der Krimi zum Einschlafen. Anregungen für lange Leseabende bieten Literaturfestivals in der REGIO – und unsere Besprechungen regionaler Neuerscheinungen.
Es beginnt der Tag
Das Motto des 38. Freiburger Literaturgesprächs stammt aus einem Gedicht von Anja Utler. Die Lyrikerin, die im April in Staufen mit dem Peter-Huchel-
Preis ausgezeichnet wurde, ist auch vor Ort, wenn im Historischen Kaufhaus, in zwei Theatern und im Literaturhaus Autoren mit ihren Lesern oder moderierenden Literaturvermittlern ins Gespräch kommen: In einer Matinee am Samstag (9.11.) trifft sie auf Thomas Geiger.
Eröffnet wird das Literaturgespräch am Donnerstagabend von Raoul Schrott (Foto), der vor dem Erscheinungstermin seinen monumentalen „Atlas der Sternenhimmel“ präsentiert. Weitere aktuelle literarische Stimmen, die in Freiburg zu hören sein werden, kommen von Clemens Meyer, der am Freitag sein soeben erschienenes, knapp 1500 Seiten starkes Werk „Die Projektoren“ mitbringt. Dazu gesellen sich die Stimmen aus den neuen Büchern von Francesca Melandri, Lin Hierse, Necati Öziri, Mithu Sanyal und einigen anderen Autor·innen. Unter dem Titel „Vertrauen in das Wort“ gibt es zum Abschluss ein Gespräch über Krieg und Sprache – mit Sivan Ben Yishai und Ivna Žic.
Freiburger Literaturgespräch
Do., 7., bis So., 10. November
www.literaturhaus-freiburg.de
Schweizer Buchpreis
BuchBasel ist ein Ort des literarischen Austauschs, ein Treffpunkt von Autoren aus der ganzen Welt und Literaturfreunden aus dem Dreiländer-
eck. BuchBasel ist das größte kuratierte Festival mit internationaler Ausrichtung in der Schweiz und bekannt für sein vielseitiges und engagiertes Programm.
Das ist auch bei der diesjährigen Auflage des Festivals nicht anders: An dem mit Lesungen und Begegnungen prall gefüllten Wochenende vom 15. bis 17. November werden wieder einige Dutzend namhafte Literaturschaffende im Basler Volkshaus und anderen Orten in der Stadt am Rheinknie und in der Basel-Landschaft anzutreffen sein. Chimamanda Ngozi Adichie eröffnet das Festival am Freitagabend. Die Nigerianerin zählt zu den „großen Stimmen der Weltliteratur“, wie ihr Verlag schreibt. Mit von der Partie sind unter vielen anderen auch Nikolaj Schultz, Mithu Sanyal, Rachel Cusk, Carolin Emcke und Hengameh Yaghoobifarah – allesamt mit ihren aktuellen Werken.
Als Besonderheit der BuchBasel ist die alljährliche Verleihung des Schweizer Buchpreises am Festivalsonntag zu nennen. Die fünf Nominierten für 2024 sind Mariann Bühlers „Verschiebung im Gestein“, Zora del Buonos „Seinetwegen“, Martin R. Deans „Tabak und Schokolade“, Béla Rothenbühlers „Polifon Pervers“ und Michelle Steinbecks „Favorita“.
Buch Basel
Fr., 15., bis So., 17. November
www.buchbasel.ch
Lesen auf dem Berg
Höhe: Übersicht – Einsicht – Rücksicht. So lautet das Motto der 19. Literaturtage in Todtnauberg. Ob das zum Ort passende Motto gut gewählt ist, können Leser·innen von Thomas Erle gleich zu Beginn des Events am Freitagnachmittag feststellen: bei einer Lesepause und aussichtsreichen Wanderung mit Klaus Gülker zur Berger Höhe und zur Fatima-Kapelle, wo der Emmendinger Autor aus seinem im Januar erschienenen Roman „Die Kapelle“ liest. Nach der Wanderung geht es im Kurhaus weiter im Programm. Nach der Eröffnung durch José Oliver bringen er und Doris Wolters Texte der Dichterin Hilde Domin zu Gehör.
Am Samstag und Sonntag stehen Wolfgang Hantel-Quitmann, Elisabeth Sandmann-Knoll und Gaby Hauptmann (Foto) auf der Gästeliste der literarischen Begegnungen. Dabei geht es um Kafka und Frauenpower.
19. Literaturtage Todtnauberg
Fr., 1., bis So., 3. November
www.hochschwarzwald.de/literaturtage
Intrigen aller Art
„Intrigen“, sagt der Philosoph und Autor Rüdiger Safranski (Foto), „gehören seit jeher zum gesellschaftlichen Leben.“ Und damit auch schon immer zur Literatur: Homers Werke oder das Alte Testament seien „voll davon“. Naheliegend, dass Safranski als Gastgeber der 2013 von ihm ins Leben gerufenen Literaturtage Badenweiler heuer dieses Thema als Leitmotiv wählt: Nur ein Schritt trenne Intrigen von Verschwörungserzählungen – und die hätten gerade Hochkonjunktur.
Zur Eröffnung präsentiert Robert Menasse seinen Roman „Erweiterung“ und kommt darüber mit Safranski ins Gespräch über zwei Meister der politischen Intrige. Um deren weibliches Pendant – Magda Goebbels – geht es in Nora Bossongs Roman „Reichskanzlerplatz“. Zu erleben am Freitagabend. Weitere Gäste sind Lydia Lewitsch, Monika Maron, Dirk Schümer und Thomas Lehr. Zudem gibt es am Sonntag einen Literaturgottesdienst.
Badenweiler Literaturtage
Do., 10., bis So., 13. Oktober
www.badenweiler-kulturtage.de
Alles aus Liebe
„Literatur offensiv“ hat die Literarische Gesellschaft Karlsruhe als Motto für die zwölften Literaturtage gewählt. Im Jubiläumsjahr – die Literarische Gesellschaft feiert dieses Jahr das hundertjährige Bestehen – ist das Motto Programm. Die Literaturtage führen Menschen zusammen, eröffnen Perspektiven. Literatur für Jung und Alt, in neuen und traditionellen Formaten und in allen Facetten kann Bücherfreunden im Oktober in Karlsruhe begegnen. Voraussetzung ist, dass diese sich Zeit nehmen, sich einlassen auf Literatur aus Karlsruhe und der Region, auf bekannte und noch unbekannte Autorinnen und Autoren, auf neue Entwürfe. An 20 bekannten und kreativen Standorten sind 35 Veranstaltungen geplant. Den Auftakt bildet traditionell am Eröffnungstag der Poetry Slam „Dead and Alive“, moderiert von Philipp Herold (Foto) im Badischen Staatstheater Karlsruhe. Danach sind neun Tage angefüllt mit Lesungen, Theateraufführungen, musikalischen Darbietungen und kreativen Workshops. So wird Literatur in Karlsruhe erlebbar und bietet lokalen und regionalen Autorinnen und Autoren ein breites Forum.
Literatur Offensiv! Karlsruhe
Fr., 11. bis So., 20. Oktober
www.literaturtage-karlsruhe.de
Wettkampf der Worte
Regionale Autoren, die lesen, singen und spielen, Comedy mit Oropax und „Michel aus Lönneberga“ (Fotos) vom Regionentheater aus dem Schwarzen Wald – so vielfältig zeigen sich die Literaturtage Oberkirch in diesem Jahr. Bei „SpätLese“ wird vorgelesen – ja – aber auch gesungen, gespielt. Und beim „Poetry Slam“ gipfelt die Reihe in einen Wettkampf der Worte. Fünf Orte, darunter die Erwin-Braun-Halle und zwei gemütliche Buchhandlungen, sind im Oktober Orte der Literatur. Das Programm bringt Erwachsene, Jugendliche und Kinder im Namen des guten Buchs zusammen. Der Freiburger Autor Michael Paul greift nach seinem Erfolg „Versteckt im Schwarzwald“ in seinem packenden Roman „Die Trostbriefschreiberin“ das Thema Schuld aus verschiedenen Perspektiven auf. Mit dem Theater Fiesemadände wird’s gruselig: In einer szenischen Lesung mit Geschichten und Gedichten von Edgar Allan Poe treten Gestalten aus den Kellern des Grauens auf. Auch Lyrik steht auf dem Programm: Beim Rilke-Abend mit Musik nehmen Akkordeon, Gitarre und Saxophon die Musik von Rilkes Sprache auf und schaffen so eine besondere Atmosphäre.
Literaturtage Oberkirch
Di., 8. bis So., 20. Oktober
www.oberkirch-kultur.de
Premiere in der Bäderstadt
„Im 19. Jahrhundert gaben sich in Baden-Baden Turgenjew, Dostojewski, Gogol und Gontscharow die Klinke in die Hand. Wir möchten die großen Erzählerinnen und Meisterdenker von heute nach Baden-Baden holen und unserem Publikum Gelegenheit bieten, sich selbst und die Welt im Buch als Spiegel unserer Gegenwart zu entdecken“, so die Kurator·innen des heuer zum ersten Mal stattfindenden Bücherfestivals Baden-Baden, Karin Graf und Denis Scheck.
Diese außergewöhnliche Premiere, die auch eine Buchmesse mit etwa 50 Verlagen umfasst, wird in verschiedenen Sälen und Salons in der Bäderstadt gefeiert: in der Stiftskirche, im Kulturhaus L8, im Alten Ratssaal, in der Buchhandlung Eulennest, in der Stadtbibliothek und anderen Orten. Zu den Gästen dieser literarischen Begegnungen zählen namhafte Schriftsteller·innen, darunter Katja Lange-Müller, Mithu Sanyal (Foto) und Anna Katharina Hahn, selbstverständlich mit ihren aktuellen Werken. Doch auch New-Romance-Autor·innen wie Jane S. Wonda oder Vivian Haase sind mit von der Partie.
Bestsellerautor Florian Illies wird das Festival am Donnerstagabend eröffnen, dabei kommt er mit Denis Scheck ins Gespräch. Der Literaturexperte und Kurator trifft dann zum Abschluss des Events mit Thomas Hitzlsperger zusammen – am Sonntag, nach dem Literaturgottesdienst.
Bücherfestival Baden-Baden
Do., 7. bis So., 10. November
www.buecherfestival.de
Fotos: © Gunter Glücklich/laif, Buch Basel, Michael Tinnefeld, Fischer Literaturverlage, Gerard Fass, Oropax, Carolin Windel