Nachgewürzt: Feministische Außenpolitik 4Literatur & Kolumnen | 24.04.2022 | Florian Schroeder

Florian Schroeder

Eine Frage geht um in Deutschland: Was genau ist feministische Außenpolitik? Ich könnte es erklären, aber ich darf nicht, denn ich bin ein Mann. Und ein Mann, der das auch nur zu erklären versucht, kann weg, muss weg. Denn das wäre Mansplaining. Also Beine spreizen. Dicke Backen machen. Mit dem Schwanz wedeln. Jedenfalls das Gegenteil von Feminismus.

Leider scheinen aber auch grüne Profis nicht zu wissen, was feministische Außenpolitik genau ist. Hat Habeck sie vielleicht mit nach Katar genommen, quasi der Wiege des Feminismus? Vielleicht hätte er seine Gastgeber auf ein paar Eierlikör einladen sollen? Danach zusammen Schuhe kaufen? Hätten sie sich erst einmal gegenseitig die Haare machen sollen? Nicht nötig: Habeck hat ohnehin immer die Haare schön.

Es heißt ja oft: Wo Frauen an der Lösung von Konflikten beteiligt sind, ist der Frieden näher. Dagegen spricht schon die diesjährige Oscar-Verleihung. Dort war es chauvinistische Innenpolitik und feministische Außenpolitik. Die Vorstellung von der Welt als friedlichem Ort, wenn doch nur die Frauen endlich das Sagen hätten, ist genauso daneben wie das Gerede von den Hafermilch-Männern vom Prenzlauer Berg, die nicht mehr kämpfen können.

Denken wir nur an Lynndie England, die US-Soldatin, die verurteilt wurde, weil sie in Abu Ghraib im Irak Gefangene misshandelte. Oder Ghislaine Maxwell, die Gehilfin von Jeffrey Epstein. Oder die Frauen der Al-Khansa-Brigade des sogenannten Islamischen Staats, die folterten und mordeten. „Wenn Frauen am Friedensprozess beteiligt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Einigung mindestens 15 Jahre hält, um 35 Prozent“, behauptet die Böll-Stiftung. Ich aber lege noch eins drauf: Wenn Barbara Schöneberger an einem Friedensprozess beteiligt ist, steigt die Wahrscheinlichkeit nochmal um 35 Prozent. Locker.

Wir sprechen ja vom Schoß der Mutter Erde, aus dem etwa das Gas kommt, das uns einheizt – spätestens jetzt merken wir: Bilder, die wir männlich oder weiblich konnotieren, erklären vielleicht doch nicht alles auf der Welt. Und worin unterscheidet sich weibliche Außenpolitik von einer, die von den, sagen wir: Menschenrechten geleitet ist? Menschenrechte gelten schließlich für alle. Aber menschliche Außenpolitik, das verlangt natürlich viel von Männern und Frauen.

Florian Schroeder, Kabarettist, studierte in Freiburg, lebt in Berlin und vergibt die chilli-Schote am goldenen Band.

Foto: © Privat