Nachgewürzt: Panzer an die Ostfront 4Literatur & Kolumnen | 13.02.2023 | Volkmar Staub

Volkmar Staub Volkmar Staub, geboren in Lörrach, lebendig in Berlin, vergibt im chilli die Rote Schote am goldenen Band.

Verteidigung kann ein harter Job sein. Das hat Nico Schlotterbeck bei der Fußball-WM zu spüren bekommen im Abwehrblock und Christine Lambrecht im Bendlerblock. Nach glückloser Amtszeit hat sie sich dann ja mit einer knalligen Silvesterrede auf dem aalglatten politischen Parkett als Primaböllerina verabschiedet.

Kaum war der Neue – Boris MPistolius – eine Viertelstunde im Amt, kam schon der amerikanische Verteidigungsminister zu Besuch. Austin – ein Bär von einem Mann. Als er Seite an Seite mit unserem Kampfzwerg Borisbei der Pressekonferenz stand, hat das augenscheinlich für mich das Stär­keverhältnis zwischen den USA und Europa symbolisiert. Aber Herr Pistolius sagte mutig und am Rande des Größenwahns: „Wir stehen Schulter an Schulter.“ Dabei hat er Austin gerade mal bis zum Ellbogen gereicht.

Dann kam am 25. Januar die Entscheidung: Deutsche Panzer rollen an die Ostfront. Der Kanzler hat die Leoparden aus dem Käfig gelassen und auch den Partnern die Erlaubnis erteilt, ihre Großkampfkatzen loszuschicken. Ein ganzer Militär-Zoo schleicht demnächst über die ukrainischen Felder: Marder, Leoparden, Pumas, Geparden – sollte man da statt monatelanger Ausbildung nicht vorsorglich ein paar Tierärzte engagieren?

Einige fürchten: Könnte diese Lieferung von Leoparden nicht eine rote Linie für Putin sein und er atomar durchdrehen? Die Experten sagen, dieses Risiko  sei gering. Putin wird die NATO nicht angreifen, er sei ja kein Selbstmörder. Aber wissen wir das? Und was wissen schon Experten?

Wie lange kann man Abwehrsysteme, Munition und Bataillone verschiedenster Panzer liefern, ohne Kriegspartei zu werden? Die Entscheidung, einen Weltkrieg vom Zaun zu brechen, liegt nicht in unserer Hand. Und diese NA(h)TO(d)-Erfahrung würde ich mir gern ersparen.

Oder ist das wieder nur die typische „German Angst“? Zur Zeit würde ich am liebsten den anonymen Pazifisten beitreten. Früher hat mir unsere Bundeswehr besser gefallen: Die Panzer waren marode, die Kampfjets konnten nicht fliegen und das G36 hat bei Hitze danebengeschossen. Das war noch aktive Friedenspolitik. Was für Zeiten!

Eine Knallschote an alle Kriegstreiber.

Herzlich
Volkmar Staub

Volkmar Staub, geboren in Lörrach, lebendig in Berlin, vergibt im chilli die Rote Schote am goldenen Band.

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