Nachgewürzt! – Rheinmetall Dortmund 4Literatur & Kolumnen | 16.06.2024 | Volkmar Staub
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Friedliebende Fußballfans sind geschockt – Rheinmetall sponsert Borussia Dortmund. Und kaum war das bekannt geworden, wurde Dortmund auch schon zum Kanonenfutter für Real Madrid, nicht in einem Blitzkrieg, aber doch in einer Abnutzungsschlacht zum 0:2.
Die Zeitenwende ist im Fußball angekommen: Die Präsidien der Fußballclubs heißen in Zukunft Generalstab und die Trainer sind die Offiziere. Vor dem Anpfiff während der Nationalhymne schreiten die Vereinspräsidenten die Formationen der Gefechtskicker ab, die Spielbälle werden auf einer kleinen Panzerhaubitze aufs Schlachtfeld gefahren, an den Händen der Spieler laufen kleine Kindersoldaten ein, das Schiedsrichtergespann „mausert“ sich zum Kriegsgericht, Füllkrug wird zu einem neuen „Bomber“ der Nation, und der DFB soll bereits über eine Helmpflicht nachdenken.
Die Trikots des BVB werden in Zukunft ein schickes schwarz-gelbes Leopardenmuster zieren mit dem Aufdruck „Heavy Rhein-Metall“. Wenn es demnächst womöglich auch Vereine wie MTU München, Thyssen-Krupp Bochum oder Dornier Stuttgart gibt, müssen wir etwas dagegensetzen. Vielleicht Bioland Freiburg und Greenpeace St. Pauli.
Klar, es ging auch im Fußball immer schon um Angriff und Verteidigung, aber der Zeitenwende entkommt keiner. Unsere Gesellschaft wird mental neu durchmilitarisiert. So wie wir kriegstüchtig werden sollen, müssen die Fußballmannschaften siegtüchtig werden. Aus tüchtig wird süchtig und wir rutschen nach und nach in militärische Kriegsrhetorik.
Die ganzen Kaliberfetischisten und Boris Pistoleros wollen uns spätestens in fünf Jahren kriegstüchtig haben. Bei uns, der Generation der Kriegsdienstverweigerer, wird das nicht so einfach gelingen. Wir, die aufgeklärten, von der Friedens- und Frauenbewegung zu sanften sensiblen Blümchen-Sex-Männer erzogenen; wir, die friedliebenden Sitzpinkler, lassen uns doch nicht noch mal umerziehen. Jetzt bleib ich pazifistischer Softie und vertraue darauf, dass Marie-Agnes Strack-Zimmermann Abschreckung genug ist.
Eine scharfe Schote an die Rheinmetaller.
Herzlich Volkmar Staub
Foto: © privat