Grenzwertig und gefeiert: K.I.Z. rocken die Sick Arena 4Musik | 05.03.2025

6500 haben am Sonntagabend die Rapcrew K.I.Z. gefeiert. Mit Texten an der Schmerzgrenze, Gesellschaftskritik und einigen Jokes warteten die Berliner in der Freiburger Sick Arena auf. Das kam an. Dazu gab’s einen intergalaktischen Bühnenwechsel.
Drogen, Sex und Gewalt
Schon der Voract legt das Eskalations-Level auf Maximalhöhe: Das Duo „Russian Village Boys“ jagt Abriss-Techno durch die Boxen. Die Menge ist für einen Sonntagabend gut in Fahrt. Gegen 19.50 Uhr entern K.I.Z. die Bühne. Drei Rapper, ein DJ. Weiße Anzüge, weiße Sneaks. Hinter ihnen drei meterhohe leuchtende Bleistift-Skulpturen, gut gespitzte Minen. Es soll ja wehtun.
K.I.Z. nehmen seit jeher kein Blatt vor den Mund. Ihre Songs erzählen von Drogen, Sex und Gewalt. „Ich bin kein Sexist / Ich ficke euch alle“, heißt es da zum Beispiel. Und weiter im gleichen Song: „Ich träume jede Nacht davon, dass du Hurensohn stirbst / Sitze neben dir und klatsch‘ Beifall, wenn das Flugzeug abstürzt.“ Ihre Texte verstehen die drei Rapper Tarek Ebéné, Maxim Drüner und Nico Seyfrid als Gesellschaftskritik. Und die muss bei K.I.Z. an oder über Grenzen gehen.
Scherze über den Wein
Die Beats wummern, schnell sind die Arme oben. Der Sound schiebt, wenn auch die Vocals verständlicher sein könnten. Das bunt gemischte Publikum ist textsicher, geht mit. Wer die Bühne nicht sieht, kann die Rapper auf zwei LED-Wänden neben der Bühne bestaunen.
Nach dem ersten Teil gibt’s eine Überraschung: Die drei schweben plötzlich in die Mitte des Raums. So sieht das zumindest aus der Ferne aus. Wer vorne ist, sieht, dass sie rübergerollt werden. Die Bühne verschiebt sich damit, K.I.Z. stehen mitten in der Menge. Dort geht’s weiter mit dem Hit „Hurra diese Welt geht unter“ und der Single „Görlitzer Park“ vom aktuellen gleichnamigen Album.
K.I.Z. sind gut aufgelegt. Sie scherzen über badischen Wein, die hohe Lebenserwartung hier und spielen mit dem Publikum Szenen einer Sekte nach. Maxim will ihnen dabei zeigen, wie sie bessere Menschen werden können – so wie er. Außerdem verraten sie, dass Tarek in Freiburg geboren wurde. Den Saal füllen spektakuläre Laserlichter, die mal einen Regenbogen erzeugen, mal kalte Blitze.
Einen Song spielen sie nicht
Wer die Musik von K.I.Z. feiert, kommt voll auf seine Kosten. Nur den Song „Hurensohn“ wollen sie nicht mehr spielen. „Alle wollen ihn und dann gehen sie nicht ab“, erklären die Künstler. Außerdem seien sie gereift. Zeilen wie „Du Hurensohn, ich mache Party auf deinem Grab / Versuch den Crip-Walk noch einmal und ich reiß‘ deine Beine ab“ bekommt die Menge damit nicht zu hören. Dafür gibt’s ein XXL-Banner, das plötzlich von der Decke hängt. Darauf steht „Fick deine Mutter Rap seit 20 Jahren“.
Knapp 70 Euro haben die Tickets gekostet. Bei 6500 Gästen eine Menge Holz. Das Publikum solle auf sich aufpassen, so K.I.Z. Denn jeder im Saal habe so viel Geld für den Abend gezahlt. Wie viel ist ernst? Wie viel Parodie? Das muss im Saal am Ende jeder für sich entscheiden.
Fotos: © Till Neumann
chilli-Bildergalerie
- Einer von drei: Der gebürtige Freiburger Tarek rappt mit seinen Kollegen Maxim und Nico über Krieg, Mord und Kokain.