Kreischende Gangsterlady: Rapperin Haiyti brettert gegen Genrewände 4Musik | 10.03.2018 | Till Neumann

Die Hamburger Rapperin Haiyti überschreitet mit „Montenegro Zero“ frech Genregrenzen. Hiphop trifft Trap. Dancehall trifft Disco. Elektro trifft Deutsche Welle. Gangsta-Pop nennt sie das.

Die Zwölf-Track-Platte der gelobten Newcomerin beginnt mit einem Störgeräusch. Was dann kommt, ist nicht weniger verstörend: „Mein Handy, das ist ein Trap-Phone“, krächzt sie sechsmal. Wild, roh, kaputt klingt ihre Stimme. SC-Anheizer dürften nach 90 Minuten ähnlich röhren.

Sie sei wie „Falco, der klingt wie Nina Hagen“, schreibt „Die Zeit“. Ein gewagter Vergleich. „Mein Onkel war ein Mafiosi“, schreit sie in „Mafioso“, „Keine Zeit für euch Bitches“, flüstert sie in „Bitches“. Reflektion oder Wortwitz sucht man vergeblich. Fans finden’s authentisch. Platt und überdreht, will man ergänzen.

In ruhigeren Nummern wie „Sunny Driveby“ gönnt sie dem Hörer entspanntere Tonlagen. Da blitzt Charisma auf. Die Unzerbrechliche, die macht, was sie will.

Das effektbeladene Album setzt auf Repetition, Synthies und Glitzer. Es geht um Pralinen, Rosen, Schlägereien. Mit offenem Visier brettert Haiyti gegen Genrewände. Weder inhaltlich noch musikalisch ist das ein Genuss. Kann man mögen, kann man aber auch abschalten.