Handwerklicher Keramiker: Kreative Tätigkeit, kleiner Ausbildungsmarkt Job & Karriere | 01.09.2018 | BZ/tmn

Ob Teller, Vasen oder Zahnputzbecher: Viele Gegenstände des täglichen Gebrauchs werden traditionell von Keramikern hergestellt. Ihre Arbeit reicht vom Entwurf bis zum fertigen Produkt und verlangt Kreativität, Geschick – und etwas Mut zum Risiko.

Beatrice Jasiewicz und die Keramik: Das war Liebe auf den zweiten Blick. Eigentlich ist die 27-Jährige Erzieherin. Sie wollte studieren. Doch es kam anders: Während eines Praktikums in Spanien nahm sie an einem Töpferkurs teil und war sofort begeistert. Inzwischen ist die Berlinerin Auszubildende im zweiten Lehrjahr in einer Keramikwerkstatt.

„Es macht Spaß zu sehen, dass aus dem Klumpen Ton plötzlich etwas geworden ist. Es ist auch meditativ, beruhigend“, sagt sie. Bis ihr etwas einfällt, das ihr an der Arbeit nicht gefällt, muss sie erst überlegen. „Es ist ein Beruf, in dem man viel alleine ist. Damit habe ich manchmal meine Schwierigkeiten.“

Entwürfe anfertigen, Ton aufbereiten, Masse modellieren, drehen und dekorieren, Objekte trocknen und brennen – all das gehört für Auszubildende im Keramikhandwerk zur täglichen Arbeit. Für die Ausbildung sind Konzentration, Krea­tivität, Formgefühl und Verantwortungsbewusstsein sehr ­wichtig – insbesondere im Hinblick auf die Qualitätssicherung.

Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) waren Ende 2016 deutschlandweit 66 Keramiker in Ausbildung. Ihr Verdienst variiert stark und ist abhängig vom jeweiligen Ausbildungsbetrieb. Keramiker erwirtschaften laut Daten des Statistischen Bundesamts rund 2500 Euro im Monat. Man muss also finanzielle Kompromisse eingehen. Drei Jahre dauert die Lehre in Betrieb und Berufsschule regulär.

Nach der Gesellenprüfung bieten Fortbildungen zum Keramikermeister oder Keramiktechniker berufliche Aufstiegschancen. Von der Handwerksausbildung zu unterscheiden ist die Ausbildung zum Industriekeramiker. Denn das ist ein ganz anderer Job: Die einen produzieren Massenware, beim klassischen Keramiker steht das Einzelstück im Fokus. Aus diesem Grund stehen in der Ausbildung auch unternehmerisches Denken und Handeln auf dem Lehrplan. Denn die meisten handwerklichen Keramikbetriebe sind Kleinstbetriebe, die Aussicht auf Anstellung ist gering. Stattdessen arbeiten die meisten der ausgebildeten Keramiker auf eigene Faust und Rechnung.

Seit dem Jahr 2009 braucht es dafür keine Meisterprüfung mehr. Auch Beatrice Jasiewicz möchte den Schritt in die Selbstständigkeit irgendwann wagen. „Ich will definitiv meine eigene Werkstatt haben.“

Foto: © Klaus-Dietmar Gabbert