Hebammenwissenschaft: Bestmögliche Versorgung von Mutter und Kind Jobstarter | 12.12.2020 | Liliane Herzberg

Hebammen in der Ausbildung Bald akademisiert: Der Hebammenberuf kann ab dem Wintersemester 2021/22 an der Universität in Freiburg erlernt werden.

Wer das Abi in der Tasche hat und sich für Themen wie Schwangerschaft, Geburt oder Babys begeistert, dem steht demnächst ein neuer Studiengang zur Auswahl: Der Beruf der Hebamme wird akademisiert. Geplant ist der Start ab dem Wintersemester 2021/22 an der Universität Freiburg. Ziel des Studiums ist es, Kompetenzen in allen Tätigkeitsfeldern der Hebamme zu erlangen sowie Aufstiegschancen und mehr Handlungsspielraum für Hebammen zu schaffen.

„Die Zeiten, in denen der Arzt alles weiß und die Hebammen nur springen, sind schon länger vorbei“, erklärt Christa Müller-Fröhlich, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pflegewissenschaft in Freiburg. Die Berufsgruppe der Hebammen ist im Gegensatz zu den Pflegenden bisher vergleichsweise überschaubar: Rund 24.000 Hebammen gibt es in Deutschland, im Vergleich zu knapp 790.000 Pflegenden und etwa 380.000 Ärzten. Unter den Geburts-helfenden gebe es schätzungsweise nur vier Männer.

Dass aus der Ausbildung ein Studium wird, hat das Europäische Parlament Ende 2013 beschlossen. Im Zuge dessen soll das Niveau der Hebammenausbildung angehoben und eine zwölfjährige Schulaus-bildung als Zugangsvoraussetzung eingeführt werden. Die Neuerung soll laut Hebamme Luise Lengler, die mit Müller-Fröhlich Teil des Projektteams ist, das den neuen Studiengang konzipiert, Perspektiven schaffen und den Beruf zunehmend attraktiv machen. Gleichzeitig werden durch das Studium die wissenschaftlichen Grundlagen für physiologische Kompetenzen angelegt. Trotz Theorie: Praxis wird in der Hebammenwissenschaft weiterhin großgeschrieben.

Teil des Studiums sind neben der Versorgung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen, also Frauen unmittelbar nach der Geburt, auch beispielsweise die Betreuung bei Totgeburten und die Kommunikation mit den Patientinnen. „Es geht darum, aktuelle Forschungsergebnisse in die Praxis implementieren zu können sowie um Präventionsarbeit, also Mutter und Kind von Anfang an gesund zu erhalten“, so Lengler.

Außerdem soll es Austauschprogramme und ein Gehalt als Entlohnung geben: „Das steht fest und es wird sich an der aktuellen Ausbildungsvergütung orientieren“, betont Luise Lengler. Die Vergütung beträgt aktuell 1132 Euro Brutto im ersten Ausbildungsjahr und 1289 Euro im dritten Jahr.

Im Beruf angekommen, sei es das Ziel, Hebammen besser zu bezahlen, so Lengler. Ein Lohngefälle innerhalb der Berufsgruppe solle trotz des neuen Bildungsweges nicht entstehen. Das Gehalt bei bereits ausgebildeten Hebammen bleibt laut Lengler gleich. Die Universität und das Uniklinikum Freiburg wollen dazu Anreize schaffen, wie etwa Weiterbildungen oder Masterstudienangebote. Für Hebammen ist der Master Pflegewissenschaft in Freiburg bereits geöffnet.

Bewerbende mit Abitur und großem Interesse an gesundheitlichen, pflegerischen und medizinischen Themen können ab dem nächsten Wintersemester auch im Südwesten Baden-Württembergs den neuen Studiengang belegen. Von dem Uni-Angebot sollen später wachsende Familien profitieren. Lengler sagt: „Wir wollen eine bestmögliche Versorgung von Mutter und Kind unterstützen.“

 

Info 

Studium der Hebammenwissenschaft
Regelstudienzeit // 7 Semester
Ausbildungsstandort // Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Pflegewissenschaft
Voraussetzungen // Allgemeine Hochschulreife / Hochschulreife
Mehr zur Ausbildung // www.med.uni-freiburg.de/de/studium/pflegewissenschaft/hebammenwissenschaft

Foto: © Institut für Pflegewissenschaft