„Neigung zur Perfektion“ – Baden-Württembergs bester Nachwuchskoch im Interview Jobstarter | 27.09.2024 | Maya Sandhaaß

Kein Azubi kocht besser: Tim Siebeneich ist bei den baden-württembergischen Jugendmeisterschaften in den Ausbildungsberufen des Hotel- und Gaststättengewerbes zum besten Nachwuchskoch gekürt worden. Wie er das geschafft hat? f79-Autorin Maya Sandhaaß hat ihn an seinem Arbeitsplatz im Sternerestaurant „Hirschen“ in Sulzburg besucht. Im Interview erzählt der 24-Jährige von Perfektion, Stress und Perspektiven.
f79: Tim, wie kamst du zu deinem Job?
Siebeneich: Nach dem Abitur 2018 wusste ich nicht genau, was ich studieren möchte. Deswegen habe ich angefangen, in der Gastronomie zu jobben. In einem kleinen Restaurant auf der Schwäbischen Alb wurde sehr nachhaltig gearbeitet, ein cooles Konzept. Meine Chefin hat mir einen Ausbildungsplatz angeboten mit Zusatzqualifikation in Küchen- und Service-Management. Also habe ich zwei Jahre lang in diesem Betrieb mitgearbeitet und viel Erfahrung und Inspiration gesammelt. Als Corona kam, habe ich den Betrieb gewechselt und im „Hirschen“ in Sulzburg mein drittes Lehrjahr vollendet. Danach wollte ich die Kochausbildung machen.
f79: Warum bist du in deinem Job so gut?
Siebeneich: Ich glaube, das ist das Resultat meiner Ausbildung. Im „Hirschen“ haben wir einen hohen Anspruch an unsere Qualität. Das ist kein strenges Ausbildungsverhältnis, sondern wir haben durch unseren Anspruch viele Möglichkeiten und das wird von extern belohnt. So bin ich ausgebildet worden: nicht mit dem Drang, aber mit der Neigung zur Perfektion.
f79: Was ist das Wichtigste dabei?
Siebeneich: Das Putzen ist in der Küche eigentlich das Wichtigste. Es muss sauber sein – vor, während und nach dem Kochen. Man muss sich zudem sehr gut organisieren können. Und man muss wissen: Wie reagieren Produkte auf Hitze, Feuchtigkeit und Temperatur?
f79: Wie arbeitet es sich in der Gastronomie?
Siebeneich: Es ist anders als die meisten denken. Ich werde oft gefragt: Ist es nicht brutal stressig? Ist da nicht ein brutal hoher Druck? Nein. Wir arbeiten komplett ohne Druck, wir machen die Dinge so, wie wir sie machen. Das lebt unsere Chefin vor. Der Beruf des Kochs ist natürlich schon stressig. Man muss viel in kurzer Zeit machen und viel gleichzeitig im Kopf haben. Multitasking ist wichtig. Dass rumgeschrien wird, habe ich noch nicht erlebt. Für mich ist Gastronomie einfach die Arbeit mit Produkten für Gäste und da das Beste rauszuholen. Man muss sich nur darauf einlassen, am Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten. Dann kann Gastronomie richtig viel Spaß machen.
f79: Was sind deine Zukunftspläne?
Siebeneich: Ich werde nach Wolfsburg gehen und im Restaurant „Aqua“ bei Sven Elberfeld arbeiten. Also weiterhin in der gehobenen Gastronomie. Noch mal einen kleinen Schritt nach oben. Ich freue mich sehr darauf und möchte erst mal ein bisschen Erfahrung sammeln. Vielleicht auch mal in anderen Ländern.
f79: Was ist dein Lieblingsrezept?
Siebeneich: Ich esse wahnsinnig gern Risotto, in jeglicher Art und Weise. Am liebsten esse ich Risotto mit Zitronenaroma – mit ein bisschen Ingwer, mit Zitronengras, mit Zitronenzeste. Das Ganze schön schlotzig gekocht, damit es so richtig schön verläuft auf dem Teller – mit Parmesan und Butter.
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