Zwischen Büro und Filmdreh: Kaufleute für audiovisuelle Medien sind in einem attraktiven Nischenberuf tätig Job & Karriere | 28.02.2019 | BZ/Julia Ruhnau (tmn)

Buchen, kalkulieren und Rechnungen schreiben – Kaufleute für audiovisuelle Medien verbringen viel Zeit am Schreibtisch. Doch der Beruf hat auch seine schillernden Seiten. Bewerber sollten Flexibilität und Organisationstalent mitbringen. Das gilt auch für Medienkaufleute Digital und Print.

Tom Dederichs ist 22 Jahre alt und da, wo er immer hinwollte: beim Fernsehen. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst ein Jahr bei einer Filmproduktionsfirma. Dann suchte er nach Ausbildungsstellen. „Ich wusste schon immer, dass ich irgendwas mit Fernsehen machen will“, erzählt der junge Mann. Seit zweieinhalb Jahren macht er nun seine Ausbildung als Kaufmann für audio-visuelle Medien bei der Mediengruppe RTL.

Drei Jahre dauert die Ausbildung, den Großteil hat Dederichs also schon geschafft. Die meiste Zeit davon hat er im Büro verbracht, mit den unterschiedlichsten Aufgaben: „Es ist viel Organisation, Kalkulation und Umsetzung von Dreharbeiten, man bucht das Team und Locations und macht hinterher die Abrechnung“, erzählt der Azubi. Etwa einmal pro Woche verlässt er das Büro und arbeitet direkt am Set. Dort betreut er unter anderem die Schauspieler.

Stellen wie die von Dederichs sind begehrt. „Audiovisuelle Medien sind immer noch ‚in‘“, hat Heike Krämer vom Bundesinstitut für Berufsbildung beobachtet. Dementsprechend hoch seien die Bewerberzahlen. „Es ist ein Nischenberuf.“ 225 Stellen waren laut Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2016 gemeldet, auf jede kommen etwa 30 Bewerber. Sich da durchzusetzen, ist gar nicht so leicht. Um die Chancen zu erhöhen, sollte man vorher ein Praktikum absolvieren, rät Christian Kauka, Abiberater bei der Arbeitsagentur in Halle.

„88 Prozent der Bewerber haben die Hochschulreife“, erklärt Kauka. Mindestens genauso entscheidend ist allerdings, dass man die richtigen Fähigkeiten und Charakterzüge mitbringt. „Es ist wichtig, dass man selbstsicher und aufgeschlossen ist“, sagt der Abiberater. Eine kommunikative Persönlichkeit sei Voraussetzung – zuhören können sollten die Azubis aber auch. „Gefragt sind Flexibilität, Selbstständigkeit und Organisationstalent, Stressresistenz und technisches Verständnis“, zählt Ines Janoszka von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin auf.

Ein Händchen für Zahlen ist ebenfalls von Vorteil. Denn bei der Arbeit haben die Auszubildenden viel mit Budgetkalkulation und Verträgen zu tun. „Klassische Tätigkeiten sind unter anderem die Zusammenstellung der Crews, die Beschaffung der Technik und die Einsatzplanung“, erklärt Ausbildungsberaterin ­Janoszka. Dazu gehört auch, Drehgenehmigungen einzuholen oder die Nutzungsrechte für Bildmaterial oder Musik abzuklären. Das erfordert Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Denn Fehler können teuer werden oder sogar eine Klage nach sich ziehen.

Der Schwerpunkt der Ausbildung ist je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich. „Die klassischen Arbeitgeber sind öffentlich-rechtliche und private Sender sowie Produktionsfirmen“, sagt Berufsbildungsexpertin Krämer. Liegt in der Filmbranche der Fokus eher auf der Organisation und Begleitung von Drehs und Sendungen, haben Auszubildende bei Werbeagenturen, Online-Portalen oder Verlagen wieder anders gelagerte Aufgaben. Die Basis ist aber gleich: In erster Linie ist es ein kaufmännischer Beruf. Im Vergleich zu früher sei die Produktvielfalt aber größer, erklärt Krämer. „Online-Auftritte oder soziale Netzwerke gehören nun genauso dazu wie der Fernsehkanal.“ Je nach Arbeitgeber kann sich der Verdienst deutlich unterscheiden. Tarifverträge gibt es laut Krämer kaum, nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei an Tarife gebunden. Privatsender oder Produktionsfirmen zahlen entsprechend andere Gehälter. Die Bundesagentur für Arbeit gibt ein durchschnittliches Gehalt von 677 im ersten bis 835 Euro im dritten Lehrjahr an.

Je nachdem, wo man die Ausbildung absolviert, ist der Weg zur Berufsschule möglicherweise etwas weiter. Weil es nur wenige Auszubildende gibt, werden die Klassen teilweise länderübergreifend zusammengefasst.

Da die Unternehmen überwiegend nach Bedarf ausbilden, sind die Chancen auf eine Übernahme relativ gut. Wer aufsteigen oder sich spezialisieren will, kann sich weiterbilden oder eine passende Fachwirtausbildung beziehungsweise ein Studium an die Ausbildung dranhängen.

Für Azubi Tom Dederichs ist klar: Er will weiter beim Fernsehen bleiben. Die Abwechslung macht ihm Spaß, immer wieder lernt er neue Kollegen oder Menschen aus dem Showbusiness kennen. Und der nächste Dreh steht auch schon an: Dederichs hilft bei einer Marketingkampagne für die Sendung „Sing meinen Song“.

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