Adrenalin und Entspannung: Johannes erster Fallschirmsprung News & Trends | 01.06.2018 | Johannes Bader

Zum 18. Geburtstag hat f79-Autor Johannes Bader einen Fallschirmsprung geschenkt bekommen. Von Abenteuer in der Luft weiß er vor lauter Adrenalin nicht mehr viel. Die knapp sechs Minuten zwischen Himmel und Erde waren trotzdem unvergesslich. Auch weil er mit einer Weltklasse-Springerin unterwegs war. Im f79 berichtet er davon.

7. April 2018. Heute ist es endlich soweit. Nur ein Tag nach meinem Geburtstag stehe ich auf dem kleinen aber feinen Flugplatz in Bremgarten. Die Sonnenschirme des Fallschirmsport Vereins Skyhigh sind ausgeklappt, die Sonne strahlt. Kurz, dass Wetter ist einfach perfekt!

Meine Eltern haben mir zu meinem 18. Geburtstag meinen ersten Tandem-Fallschirmsprung geschenkt. Nachdem wir uns an kurz an der Information angemeldet haben, kommt auch schon meine Tandemparterin auf mich zu. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Evangelina Warich ist mehrfache Weltmeistern im Zielspringen, Stilspringen und Kombination. Unabhängig davon fühle ich mich in ihren Händen sehr sicher. Nach einem kurzen Kennenlerngespräch geht es auch schon mit der Sicherheitseinweisung los. Evangelina bringt mir einen großen rot-blauen Fallschirmanzug, sowie einen dazu passenden Helm mit Brille und natürlich Gurtzeug.

Die Einweisung ist leicht verständlich. Zusammengefasst: Körperspannung, Hohlkreuz und Hände am Körper bis ich ein Zeichen bekomme, bei der Landung Füße hoch und ganz wichtig: Spaß haben und alles rauslassen.

Nach circa 20 Minuten machen wir uns mit ein paar anderen Springern auf den Weg zum Flieger. Ich grinse bis über beide Ohren. Angst? Fehlanzeige. Zumindest bis jetzt. Unterwegs quatschten wir über Hobbys und Freizeitbeschäftigungen. Mich interessiert, wie Evangelina zum Fallschirmspringen gekommen ist – dabei erfahre ich, wie wahnsinnig erfolgreich sie ist. Es kann also nichts schiefgehen, sage ich mir mit jetzt doch etwas weichen Knien. Der Aufstieg im Rumpf der kleinen Proppelermaschiene ist so, wie ich es mir vorgestellt habe: Alles ist etwas gröber, man spürt die Luft und jede ach so kleine Turbulenz.

3000 Meter über dem Boden hängt Evangelina mich in ihren Gurt und erklärt mir die vorhin besprochene Theorie nochmal einmal im Schnelldurchlauf. Jetzt sind wir auf 4000 Meter. Allein der Flug ist definitiv ein Erlebnis, aber jetzt heißt es Vorhang auf. Zumindest fast. Als das Absprungsignal von Rot auf Grün wechselt, öffnete das erste Springerteam die rollladen-ähnliche Luke und machte sich bereit für den Absprung.

Wir zwei sind die vorletzten und robben uns im Zweierpack nach und nach zur Absprungstelle. Mein Adrenalinpegel ist auf dem Höhepunkt. Doch ich grinse über beide Ohren. Ich liebe die Höhe und das Fliegen. Nächster Schritt: Füße unter das Flugzeug, Hände an den Gurt, Kopf in den Nacken und Absprung.

Ab diesem Moment ist es schwer zu beschreiben, wie sich das Ganze anfühlt. Stell dir das Kribbeln im Bauch vor, wenn du Silberstar fährst, plus den Fahrtwind, wenn du auf einem Motorrad sitzt und das kombiniert mit einer Aussicht wie aus dem Flugzeug. Das alles musst du dann noch mal zehn nehmen. Einfach unbeschreiblich.

Mehr als begeistert: Johannes Bader vor seinem Sprung mit Evangelina Walrich.

Sich an alle Einzelheiten vom ersten Sprung zu erinnern, fällt mir ziemlich schwer. Das sagt auch Evangelina, nachdem sie auf cirka 1500 Meter Höhe den Fallschirm öffnet. Jetzt verstehe ich auch, warum Fallschirmspringen so toll ist. Erst dieser maximale Adrenalinstoß, dann vollkommene Entspannung und ruhiges Gleiten.

Während man so mit dem Fallschirm durch die Lüfte schwebt und sich langsam dem Boden nähert, spürt man fast keinen Luftzug, da man sich mit der Strömung bewegt. Auf dem Boden der Tatsachen angekommen, weiß ich nicht, welches Gefühl überwiegt. Die Freude, so etwas gerade erlebt zu haben, oder die Tatsache, wie traurig es ist, dass es schon vorbei ist.

Evangelina befreit mich aus dem Gurt und lobt mein Talent. „Du kannst dich gerne direkt bei der Sprungschule anmelden“, sagt sie. Das freut mich natürlich sehr. Und wie ich mit einem Grinsen zum Flugzeug gelaufen bin, bin ich mit einem noch viel größeren zurückgelaufen. Jetzt, ein paar Wochen danach, plane ich selbst eine AFF-Lizenz zu machen, sowas wie eine Art Führerschein für den freien Fall. Und ich empfehle jedem, einmal in seinem Leben das Fallschirmspringen auszuprobieren – egal ob du Höhenangst hast oder es dir zu gefährlich scheint. Wie auch Evangelina sagt: „Das Gefährlichste am Fallschirmspringen ist der Weg nachhause.“

Fotos: © Evangelina Walrich

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