Freiburgerin am Start: Blinde Biathletin kämpft bei Paralympics in Südkorea um eine Medaille News & Trends | 01.03.2018 | Till Neumann

Am 8. März starten die Paralympics in Südkorea. Mit von der Partie ist Vivian Hösch. Die Freiburger Biathletin ist blind und war bereits vor vier Jahren bei Olympia in Sotchi. Am Schießstand ist das wie beim Rückwärtseinparken, erzählt sie im Interview mit f79-Redaktionsleiter Till Neumann. Ihr Ziel: eine Medaille.

f79 // Vivian, wie laufen die Vorbereitungen?
Vivian // Super. Trainingsauftakt war im April. Nach acht Wochen hatte ich schon 120 Stunden trainiert. Ich mache jetzt deutlich mehr als vor Sotchi. Damals hatte ich eine 60-Prozent-Stelle bei der Freiburger Stadtverwaltung. Jetzt sind es nur noch 25 Prozent. Vor den Spielen gehe ich nicht mehr ins Büro. Das Risiko, sich irgendwo anzustecken, ist zu groß.

f79 // Was hast du dir für dein zweites Olympia vorgenommen?
Vivian // Mein Ziel ist eine Medaille. Egal welche Farbe. Ich will die Wettkämpfe genießen und meine bestmögliche Leistung abrufen. Die Konkurrenz ist stark. Vor allem aus der Ukraine, Russland und Deutschland. Am Tag X muss alles passen.

f79 // Biathlon ohne etwas zu sehen – wie geht das eigentlich?
Vivian // Ein Guide läuft vor mir und gibt Kommandos. „Hop“, heißt geradeaus. Mit Uhrzeiten sagt er mir die Richtung an. „3“ heißt scharfe Rechtskurve, „11“ ist eine Linkskurve. Beim Schießen arbeiten wir mit Laser. Wenn ich ziele, höre ich ein Geräusch. Bin ich weit weg, ist es tief und stockend, liege ich richtig, ist es hoch und durchgehend. Das klingt wie der Abstandsmesser beim Rückwärtseinparken.

f79 // Verdienst du etwas mit deinem Sport?
Vivian // Verdienen kann man das nicht nennen. Für mein WM-Bronze 2015 in den USA gab’s zum Beispiel nichts. Ein Sponsor unterstützt mich aber. Und die Sportförderung der Stadt Freiburg. Wenn ich in Südkorea Gold hole, gibt’s 20.000 Euro. Seit 2014 ist das der gleiche Satz wie für die Sportler ohne Handicap.

f79 // Bei Olympia ist schummeln verboten. Hast du eigentlich in der Schule getrickst?
Vivian // Nein. Ich war viel zu ehrlich dafür. Meinem Gesicht würde man das sofort ansehen. Ich war die einzige Blinde am Berthold-Gymnasium. Wäre ich mit Tricks aufgefallen, hätten sie mich von der Schule nehmen können.

Foto: © Pam Doyle