„Hier funktioniert alles“: Wie ein chilenischer Schüler Freiburg erlebt News & Trends | 21.02.2019 | Anna Castro Kösel

Auslandsaufenthalte helfen, Sprache und Kultur eines Landes kennenzulernen. Das findet auch Tomás Thiers (auf dem Foto mit Gastmutter Petra Grossmann). Der 16-Jährige besucht die Deutsche Schule Carl Anwandter in Valdivia im Süden von Chile.

Mit dem Austauschprogramm Schwaben International verbringt er derzeit aber drei Monate in Stegen bei Freiburg. Verbindungen ins Breisgau hat Tomás auch familiär.

f79: Hallo Tomás. Wie geht’s dir so in Deutschland?
Tomás:
Sehr gut, ich habe keine Probleme und verbessere mein Deutsch.

f79: Was hast du bereits hier unternommen?
Tomás: Ich habe einen Stadtrundgang durch Freiburg gemacht, war im Schwarzwald und in Basel. Außerdem habe ich meine Gastschwester in Valence (Frankreich) besucht, wo sie studiert.

f79: Wie kam es dazu, dass du Deutsch lernst?
Tomás:
Das ist eine lange Geschichte. Ich bin in Freiburg geboren, mein Vater hat hier an der Uni ein Doktorat gemacht und war mit meiner Mutter und meiner Schwester hier. Mit zwei Jahren bin ich wieder nach Chile gezogen. Deswegen wollte mein Vater, dass ich Deutsch lerne. Ich besuche die deutsche Schule in Valdivia.

f79: Wie geht es dir mit der Sprache?
Tomás:
Am Anfang war es ein bisschen schwer, weil ich in meinem Kopf alles vom Spanischen ins Deutsche übersetzt habe. Jetzt kann ich mittlerweile ganz gut auf Deutsch denken. Ab und zu habe ich noch ein paar Schwierigkeiten, aber ich kann jetzt viel flüssiger sprechen. Gut ist auch, das meine Gastfamilie nur Deutsch mit mir spricht – so habe ich gar keine andere Wahl, als Deutsch zu sprechen.

f79: Wie gefällt es dir in Freiburg?
Tomás:
Ich finde es sehr toll hier, vor allem, weil alles hier funktioniert. Der Dorfbus in Stegen, wo ich wohne, ist sogar pünktlicher als in der Hauptstadt, Santiago de Chile. Da muss man manchmal mit 10 bis 20 Minuten Verspätung rechnen. Die Pünktlichkeit gefällt mir sehr, auch das keiner zu spät kommt.

f79: Was hat dich besonders an dem Austausch gereizt?
Tomás:
Ich wollte mein Deutsch verbessern und lernen, alleine auszukommen. Hier mache ich alles alleine, fahre Zug, Bahn und Straßenbahn ohne Begleitung. Hier geht das, weil es nicht so gefährlich ist wie in Chile. Obwohl Chile als das ungefährlichste Land in Südamerika gilt, ist es trotzdem nicht ungefährlich, vor allem bei Dunkelheit.

f79: Was gefällt dir am meisten?
Tomás:
Die Leute. Sie sind sehr nett und direkt. In Chile sind die Leute misstrauischer und sagen nicht klar, was sie von einem möchten, sondern reden eher ein wenig drum herum. Hier wird das immer klar gesagt.

f79: Was vermisst du?
Tomás:
Natürlich meine Familie und meine Freunde. Die sind zwar fast alle in Deutschland, aber im ganzen Land verteilt, bei verschiedenen Gastfamilien.

f79: Was fällt dir am schwersten?
Tomás:
Einige Lehrer sprechen sehr schnell und mit Dialekt – da komme ich manchmal nicht ganz mit.

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f79: Wie gefällt dir deine Schule?
Tomás:
Die Lehrer und Schüler sind sehr nett. Von Freunden weiß ich, dass es nicht so einfach ist, in Chile in eine neue Schule zu kommen, aber hier war es sehr leicht mit Mitschülern in Kontakt zu treten. Schon nach wenigen Tagen hatten wir viel, worüber wir reden konnten.

f79: Was hast du jetzt noch vor?
Tomás:
Wir machen noch eine Rundreise durch Deutschland : München, Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt werden wir uns anschauen. Dann geht’s wieder nach Hause.

f79: Würdest du anderen Schülern den Austausch weiterempfehlen?
Tomás:
Ja! Es ist eine schöne Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und die Sprache zu verbessern.

f79: Was nimmst du aus dem Austausch mit?
Tomás:
Selbständiger zu sein.

Schwaben International

Mehr als 200 Schüler aus Südamerika kommen jährlich im Winter mit Schwaben International nach Deutschland. Der gemeinnützige Verein vermitteln den deutsch lernenden Schülern Gastfamilien, bei denen sie mehrere Wochen bleiben. Während des Aufenthaltes sind die Jugendlichen verpflichtet, ein Gymnasium oder eine Gesamtschule in Wohnortnähe der Gastfamilie zu besuchen. Kindern der Gastfamilien wird während der Sommerferien die Möglichkeit eines Gegenbesuchs in Argentinien, Chile und Peru geboten. Interessierte Familien können sich bei der Organisation melden. Mehr Infos auf www.schwaben-international.de.

Fotos: © Anna Castro Kösel; pixabay