„Hier wird anders gedacht“: Drei Start-ups aus dem Kreativpark über Ziele und Alleinstellungsmerkmale News & Trends | 12.01.2019 | David Neufang

Containerbüro, Hängematte, Sofa­ecke: So sieht’s im neuen Freiburger Kreativpark aus. In der Lokhalle am Güterbahnhof, wo alle direkt per du sind, sitzen seit Juni rund 100 helle Köpfe. Was sie genau machen? f79-Autor David Neufang hat drei Start-ups getroffen.

» Zwei

Gegründet: 2018
Fachgebiet: Programmieren
Interviewpartner: Hans Kaufmann
Funktion: Geschäftsführer

f79 // Wer seid ihr und was macht ihr?
Hans // Wir heißen „Zwei“ und machen hauptsächlich mobile App-Entwicklung, aber auch Websites. Unseren ersten Auftrag haben wir im April angenommen. Kurz vor dem Einzug in den Kreativpark.

f79 // Wie kamt ihr zu Smartphone-Apps?
Hans // Mein australischer Geschäftspartner Brendon hat zehn Jahre in Berlin als Softwareentwickler gearbeitet. Ich habe BWL und VWL studiert, meine Masterarbeit über Technologieberatung geschrieben. So habe ich Interesse fürs Programmieren entwickelt. Brendon hat mir viel beigebracht. Wir haben herausgefunden, dass wir gut und effizient zusammenarbeiten. Dann haben wir einen Auftrag bekommen und gemerkt, dass hier viel möglich ist.

f79 // Was unterscheidet euch von anderen Start-ups?
Hans // In Freiburg gibt es viele Webentwickler, viele sind auf Unternehmenssoftware spezialisiert. Wir haben eine hohe Bandbreite – egal auf welchem Gebiet. Und das zu zweit. Wir machen das, was der Kunde will – und da haben wir Erfahrung drin. Uns reizen Projekte, die noch keiner gemacht hat. Keine Reproduktion!

f79 // Was ist anfangs die ­größte Herausforderung?
Hans // Man ist auf einen Auftrag fokussiert, hat Lust auf das Projekt, aber es gibt viel drum herum. Es war schwer, einen passenden Ort zu finden. Deshalb sind wir sehr froh, jetzt im Kreativpark zu sein.

f79 // Wo seht ihr euch in fünf Jahren?
Hans // Das ist noch etwas offen. Einerseits wollen wir das Personal erweitern, um mehr Kapazität für Aufträge zu haben. Momentan möchten wir aber eigene Projekte umsetzen und hoffen auf den Durchbruch. Wir wollen auch im Bildungsbereich arbeiten. Es wäre super, Lernapplikationen für Studenten zu entwickeln.

f79 // Der Kreativpark in drei Worten?
Hans // Offen, modern, mit viel Potenzial

» Textour

Gegründet: 2014
Fachgebiet: Journalismus & Fotografie
Interviewpartner: Nils Theurer (50)
Funktion: Geschäftsführer

f79 // Was machst du mit deiner Firma?
Nils // Textour ist ein Journalismus-Unternehmen. Ich bin in erster Linie Reportagejournalist für Bild und Text. Fachgebiete sind Segeln, Bergsteigen und Luftfotos. Das andere ist, dass ich zeigen möchte, dass man auch ohne Tropenholz Schiffe bauen kann. Also umweltorientierter.
f79 // Warum diese Nische?
Nils // Ich habe mit 14 Jahren angefangen, für den Südkurier zu schreiben, habe bei der Badischen Zeitung mein Studium finanziert. Dann habe ich bei den Fotografien geguckt, ob ich besser werden kann. Für den Auftraggeber ist es interessanter, wenn man beides kann.

f79 // Was unterscheidet dich von anderen?
Nils // Meine Geschäftsidee gab es so noch nicht, obwohl sie technisch möglich ist. Das hat also was Innovatives. Ich setze auf guten Reportagejournalismus. Andere könnten das auch machen. Ob es klappt, hat eher mit Beziehungen zu tun als mit Erfahrung.

f79 // Was für Schwierigkeiten gibt’s?
Nils // Schwierig ist vor allem, Auftraggeber zu finden. Ich habe heute noch Hornhaut von den Wähltasten am Telefon. Heute ist es schönerweise andersrum: Ich biete den Redaktionen meine Themen an, sie suchen sich was aus.

f79 // Warum bist du im Kreativpark?
Nils // Ich habe circa zwei Jahre auf die Lokhalle gewartet. Heute bin ich sehr dankbar dafür, hier arbeiten zu können. Es ist etwas ganz Besonderes, dass man hier mit Dienstleistungen tauschen kann und kein Honorar zahlt und verlangt. Eine sehr freundschaftliche Atmosphäre.

f79 // Der Kreativpark in drei Worten?
Nils // Ultrahübsch, cool, netzig

» JICKI – endlich lernen

Gegründet: 2017
Fachgebiet: Alternatives Sprachenlernen
Interviewpartner: Stefan Graf (35)
Funktion: Einer der zwei Jicki-Geschäftsführer (Spitzname: „The Innovation Dude“)

f79 // Stefan, was macht ihr?
Stefan // Jicki produziert und vertreibt auditive Sprachkurse. Man lernt die Sprache durch das Berieseln von Vokabeln. Zum Beispiel Schulenglisch. Man lernt die Sprache dann wie seine Muttersprache. Man schult mit Jicki in erster Linie das Sprachverständnis, aber es gibt auch Sätze zum Nachsprechen.

f79 // Was unterscheidet euch von anderen Unternehmen?
Stefan // Die Jicki-Methode gab es so noch nicht am Markt. Man muss nicht aktiv, sondern kann passiv lernen. Vokabelduschen nennen wir das.

f79 // Was sind die größten Herausforderungen?
Stefan // Wie kann man aus dem klassischen Download-Shop einen Streamingdienst machen? Wie kann man mit bescheidenen Mitteln ein Unternehmen aufbauen? Zudem muss sich das Team finden: Man muss lernen, wie man am besten zusammenarbeitet.

f79 // Euer Ziel?
Stefan // Dass man alle Lerninhalte auditiv über Jicki bekommt. Man kann zum Beispiel auch Jura oder Physik lernen. Die große Vision ist, jeden Lerninhalt auf der Welt auditiv zu lernen.

f79 // Der Kreativpark in drei Worten?
Stefan // Authentisch, cool, Flair. Das Coole ist daran, dass es so etwas noch nicht in Freiburg gab. Es sind die passenden Menschen da und man kann schnell zusammen etwas besprechen. Die Atmosphäre ist großartig, mit Schaukeln in der Mitte. Hier wird anders gedacht.

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Fotos: © Till Neumann, privat