R2-D2 am Krankenbett: Roboter könnten schon bald in der Pflege unterstützen News & Trends | 22.01.2019 | tas

Ein Roboter, der medizinische Untersuchungen erklärt, mit Patienten singt oder ihnen Übungen zeigt – das könnte bald Realität sein. Die Universität Siegen und die Fachhochschule Kiel haben nun den Roboter Pepper vorgestellt. Er könnte bald in der Pflege eingesetzt werden und Seite an Seite mit menschlichen Fachkräften arbeiten.

Pepper ist 1,20 Meter groß und 29 Kilogramm schwer. Er hat große Augen, eine süße Stupsnase, zwei Arme und zehn Finger. Statt auf eigenen Füßen bewegt er sich auf drei Rädern fort, mit denen er in jede Richtung fahren kann, ohne sich drehen zu müssen. Auf der Brust hat Pepper ein großes Tablet, auf dem man sich Bilder ansehen oder im Netz surfen kann.

Bis Ende November war der weiße Roboter auf großer Deutschlandreise. Während der stellte er sich Pflegekräften vor und zeigte ihnen, wie er sie bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen könnte. Etwa, indem er mit den Patienten Bewegungs- oder Singübungen machte. Die meisten Pfleger hätten positiv auf den neuen Kollegen reagiert. „Die Angst, dass Roboter ihnen den Arbeitsplatz wegnehmen könnten, war schnell verflogen“, erzählt Jens Lüssem von der Fachhochschule Kiel. In der breiten Öffentlichkeit stoßen die mechanischen Helfer auf ein durchmischtes Echo. So kann sich laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid ein Viertel aller Deutschen vorstellen, künftig von Robotern versorgt zu werden.

Dabei sollen Pepper und seine Kollegen den Menschen nicht ersetzen, sondern ihn entlasten. Pflegerische Tätigkeiten soll der Roboter mit den Kulleraugen nicht übernehmen. Bei der Tour, auf der die Forscher unter anderem mit Pflegeschülerinnen und -schülern, Lehrenden und Fachkräften des Pflege- und Gesundheitsbereichs diskutierten, kamen aber auch neue Ideen auf. Zum Beispiel, dass Roboter künftig Senioren beim Einkaufen unterstützen oder mit ihnen Übungen zur Sturzprävention machen könnten. „Mehr als 40 Konzepte sind dabei herausgekommen, wie man den Roboter künftig einsetzen könnte“, freut sich Rainer Wieching von der Universität Siegen.

Pepper ist dabei nicht der einzige Roboter, der den Personalnotstand in Krankenhäusern und Pflegeheimen mindern könnte. So kann etwa der japanische Bärenroboter Robear Kranke vom Bett in den Rollstuhl heben. In Dänemark liefert Ejner lebensnotwendige Medikamente. Und in einer Klinik in Erfurt wienert ein mobiler Roboter die Krankenhausflure.

Dass es nicht ganz unproblematisch ist, Roboter in der Pflege einzusetzen, zeigen die Diskussionen zum Thema Datenschutz. So wollten viele Workshop-Teilnehmer bei Peppers Deutschlandtour wissen, wie man denn mit den Daten umgeht, die Pepper sammelt. Auch die Art der Bindung von Pflegebedürftigen an Roboter wurde diskutiert.

Noch sind Pepper und seine Kollegen nicht so weit, dass man sie flächendeckend in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder in privaten Haushalten einsetzen könnte. Dafür sind nicht nur noch viele Fragen zu klären, auch die Roboter selbst müssen noch weiterentwickelt werden. Noch kann man kein richtiges Gespräch mit Pepper führen und auch scheinbar einfache Tätigkeiten wie Hol- und Bringdienste würden den kleinen Roboter hoffnungslos überfordern.

Eine Lösung gegen den Fachkräftemangel in der Pflege sind die Roboter daher nicht. Noch nicht. Denn Forscher arbeiten mit Hochdruck daran, die mechanischen Helfer weiterzuentwickeln. Und so könnte ein Roboter, der mit Pflegebedürftigen spielt und lacht, schon bald keine Zukunftsmusik mehr sein.

Foto: © Universität Siegen