Shooterspiel Fortnite boomt: Schüler zocken, WM-Stars jubeln News & Trends | 01.09.2018 | David Neufang  

Man kennt die Tänze vom Pausenhof und von der Fußball-WM in Russland. Stars wie Antoine Griezmann und Dele Alli feiern mit Fortnite-Moves. Das Online-Spiel macht mit seinem „Battle-Royale-Modus“ Milliarden Umsatz. Obwohl es gratis ist. f79 erklärt den Hype um den Shooter.

Die Tänze sind kurz und simpel. Wie zum Beispiel „Take the L“. Dabei hält man die Finger in L-Form an die Stirn und schlägt abwechselnd mit den Beinen aus. Wie das geht, hat Frankreichs Fußballheld Antoine Griezmann im Finale bei der WM in Russland vorgemacht: Nach seinem 2:1 gegen Kroatien tanzte er so über den Platz. Auch Julian Brandt oder Timo Werner haben schon Fortnite-Choreografien gezeigt.

Die Moves sind einfach und beliebt. Auch auf deutschen Schulhöfen sieht man Schüler im Fortnite-Fieber. Der Boom ist so groß, dass das Nachtanzen auf manchen britischen Pausenhöfen sogar verboten ist. Der Trend ruft auch Kritiker auf den Plan: Denn Fortnite ist ein Shooterspiel. Wer jemanden umlegt, tanzt aus Freude. Das virtuelle Töten macht aggressiv, sagen die Kritiker.

Als Letzter überleben – das ist das große Ziel bei Fortnite. Zu Beginn ­springen alle Spieler aus einem fliegenden Bus. Dann müssen sie Waffen, Rohstoffe und Ausrüstung sammeln. Das wollen auch die anderen 99 Spieler. Action ist garantiert. Zudem muss man schnell in die Mitte der Arena kommen. Sonst wird man vom Sturm erwischt, der den Kreis immer enger zieht.

Fortnite-Einlage: Antoine Griezmann tanzt „Take the L“ im WM-Finale gegen Kroatien.

Das Prinzip ist nichts Neues: Mit dem Game „Playerunknown’s Battlegrounds“ (PUBG) ist das Konzept seit 2017 populär. Das Spiel wurde jedoch Anfang 2018 von Fortnite abgelöst. „Epic Games“ bedient sich zudem beim Prinzip von Minecraft: Man baut Mauern oder Treppen. Die Idee wird mit einer Shooter-Mechanik verknüpft.

Warum erfährt der Newcomer einen so großen Hype? Ein Grund: Fortnite kostet nichts – was jedoch nicht für alle Spielbereiche gilt. Der Kauf von Skins (Outfit) und Emotes (Tänze) gibt dem Spiel einen neuen Reiz. Um die zehn Euro kostet ein Tänzchen, das keinen Einfluss aufs Spiel hat, den Gegner aber demütigt. Auch der „Battle-Pass“ für circa zehn Euro ist kosten­pflichtig. Damit ­werden Missionen und neue Herausforderungen erworben. Die Folge: „Epic Games“ verdient sich eine goldene Nase. Der Hersteller hat jetzt schon 14 Milliarden Euro Marktwert. Und das nur durch sein Monetarisierungsprinzip.

Zudem zeigt Fortnite große Präsenz. Es ist auf allen relevanten Plattformen verfügbar. Sogar auf dem Handy. Die comicartige Grafik macht das „Ballerspiel“ zudem auch für jüngere Spieler attraktiv. Bis zur Mittelstufe sind Schüler dem Tanztrend verfallen. Auch Grundschüler sind von den Tänzen begeistert.

100 Spieler, eine Arena: Bei Fortnite muss man alle anderen plattmachen, um zu gewinnen. Die Siegestänze aus dem Spiel gehen um die Welt.

Konkurrenz gibt es – sie ist aber weit entfernt. Das kostenlose Spiel „Darwin Project“ ist ähnlich aufgebaut, jedoch nicht überall spielbar. Zum anderen gibt es PUBG, das Urgestein des Battle-Royale-Modus. Nachteil ist jedoch der Preis: Es kostet knapp 30 Euro. Oft auftretende Bugs sorgen für ein negatives Spielerlebnis. Das führt zu deutlich weniger Spielern.

Somit ist Fortnite allein an der ­Spitze – nicht nur in den Downloads. Mittler­weile hat es „League of Legends“ auf der Spiele-Streamingplattform Twitch abgehängt. Auch Stars pushen das: Rapper Drake und der Spielestreamer „Ninja“ kooperieren und knackten zusammen den Stream-Rekord: 600.000 Zuschauer schauten den beiden beim Zocken zu.

Wird das Spiel nicht langweilig? Darauf hat Epic Games eine Antwort: Wöchentliche Updates sorgen für anhaltenden Spielspaß. Bei manchen Familien treibt der Hype seltsame Blüten: Damit Kids nicht ausgegrenzt werden, bezahlen in den USA Eltern Fortnite-Nachhilfelehrer. Sie trainieren die Kinder, damit diese in der Schule nicht außen vor sind.

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