Sind E-Zigaretten eine Alternative zur klassischen Kippe? Eine Expertin warnt News & Trends | 01.03.2018 | Titus Sierra  

Dampfen statt Rauchen. Die E-Zigarette gewinnt immer mehr Qualmer für sich: Lag der Umsatz der elektronischen Zigarette 2015 noch bei 275 Millionen Euro, waren es 2016 schon 400 Millionen Euro. Rund zwei Millionen E-Raucher gibt es in Deutschland. Sind die kleinen Nebelmaschinen gesünder als herkömmliche Zigaretten? Ja und Nein, sagt eine Expertin.

„Die E-Zigarette ist derzeit politisch heiß umkämpft.“ Das sagt Cornelia Schulz, Diplompsychologin und Leiterin des Präventionsteam CPMT (Cancer Prävention Management Team) des Universitätsklinikums Freiburg. Sie weiß um das Für und Wider und ist skeptisch, ob die E-Zigarette überzeugt: „Momentan ist es schwierig, ihre Langzeit-wirkung zu beurteilen, da die Datenlage noch nicht eindeutig ist“, sagt sie. E-Zigaretten seien ein relativ junges Produkt; Langzeitstudien existieren noch nicht. Eines steht für Schulz fest: „Elektronische Zigaretten sind risikoreicher als Nikotinersatz.“ Soll heißen: Gesund geht anders – auch wenn man E-Zigaretten dampft.

Eine normale Zigarette verbrennt bei 900 Grad. Wer ihren Rauch inhaliert, nimmt sowohl Nikotin als auch 4800 Zusatzstoffe zu sich, davon sind 40 krebserregend. Bei der E-Zigarette wird der sogenannte Liquid nicht verbrannt, sondern nur erhitzt. Zudem enthält sie andere Stoffe als normale Kippen. Das führt dazu, dass bei E-Zigaretten wesentlich weniger Zusatzstoffe inhaliert werden. So manchen bringt das dazu, umzusteigen. Bis 2022 könnte es in Deutschland ebenso viele Dampfer wie Raucher geben, prophezeien Optimisten. Zwei Millionen Raucher haben sich bereits für die dampfende Alternative entschieden.

Sind die Gefahren bald Schall und Rauch? Die 44-jährige Expertin Cornelia Schulz bremst die Euphorie: „Man spricht bei der E-Zigarette von einer verminderten Gefährdung im Gegensatz zur normalen Zigarette.“ Sie sei zwar weniger schädlich als Zigaretten, aber längst nicht harmlos. Auch in der E-Zigarette seien Substanzen enthalten, die Atemwege reizen und krebserregend sind. Darüber hinaus können die bunten Liquids auch den Suchtstoff Nikotin enthalten. Wenn der vorhanden ist, werde es schwierig, mit der E-Variante vom Rauchen loszukommen, sagt die
Leiterin der Suchtberatung.

Die Dampfer nehmen auch andere Gifte in Kauf: Wer eine E-Zigarette qualmt, inhaliere oft Stoffe wie Ethylenglykol, warnt Schulz. Dieses Verneblungsmittel ist in einer herkömmlichen Zigarette nicht enthalten. „Diese Stoffe sollten nicht in einer Lunge sein“, sagt Schulz. Sie sind krebserregend.

Viele Raucher reizen neben den Inhaltsstoffen auch die sozialen Möglichkeiten, die das Rauchen mit sich bringt, weiß die Psychologin: „Die Zigarette ist nicht nur ein Suchtmittel, sie ist auch eine Art Kommunikation.“ Menschen kommen so ins Gespräch, sie müssen nur mit dem Satz anfangen: Hey, hast du vielleicht ’ne Ziggi für mich?

Auch Luca B. aus Freiburg raucht hauptsächlich auf Partys, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen: „Die Zigarette ist für mich ein gutes Mittel, um verschiedene Menschen aus verschiedenen Regionen kennenzulernen und kurz mit ihnen zu reden“, sagt der 19-jährige Student. Kippen sind für ihn die Lösung bei Partynotfällen oder in Stresssituationen.

Die E-Zigarette kann auch eine Möglichkeit sein, das Rauchen zumindest zu reduzieren. „Ich kenne viele, die dank der E-Zigarette mit dem Rauchen aufgehört haben“, sagt Luca. Umsteigen möchte er trotzdem nicht. „Ich bin kein Kettenraucher, also werde ich so schnell auch keine drastischen Maßnahmen ergreifen.“

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