„Ablenkungsgefahr zu groß“: Pro und Contra zu Handys in der Schule Schule & Lernen | 19.06.2024 | Paula Brand und Mario Wachter

Sind Handys in der Schule sinnvoll? Oder bloße Ablenkung? Großbritannien setzt auf ein Verbot. Genau wie Holland, Italien oder die Niederlande. Hier entscheidet bislang jede Schule selbst, wie sie es handhabt. Braucht es ein Verbot? Die f79-Autor*innen Paula Brand und Mario Wachter sind geteilter Meinung.

Pro: Paula Brand

„Kreative Projekte“

Ein Bild von Paula Brand

Findet Handys im Unterricht sinnvoll: Paula Brand

Schüler*innen tragen ihr Handy immer mit sich herum. Auch in der Schule wird es spätetens in den Pausen verwendet. Somit wäre die Nutzung von Smartphones im Unterricht durchaus sinnvoll. Sie können viel mehr als nur ein Konsummedium sein. Beispielsweise für schnellere Recherchen. Außerdem können sie den Zugang zu aktuellen Informationen und Bildungsinhalten erleichtern.

Handys bieten zudem die Möglichkeit, kreative Projekte zu realisieren. Zum Beispiel könnten Video-Arbeiten entwickelt, bearbeitet und anschließend bewertet werden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Apps, die beim Lernen unterstützen können. Zum Beispiel für Vokabeln oder Rechtschreibung.

Bestimmte Unterrichtseinheiten könnten zudem den korrekten Umgang mit Smartphones vermitteln. Zusätzlich müssten klare Regeln für die Nutzung festgelegt werden, sodass das Handy nur für den Lehrinhalt und nicht für den privaten Gebrauch benutzt werden darf.

Insgesamt würde eine strukturierte Integration von Smartphones in den Schulalltag nicht nur den Unterricht bereichern, sondern auch wichtige digitale Kompetenzen vermitteln. Auch eine Studie der OECD rät von strikten Handyverboten an Schulen ab und empfiehlt einen verantwortungsbewussten Einsatz. Die Nutzung kann den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern fördern.

Contra: Mario Wachter

„Unsinnig“

Ein Bild von Mario Wachter

Ist gegen Handys im Klassenzimmer: Mario Wachter

Die Integration von Handys im Unterricht ist unsinnig. Punkt. Sonst kann man sich ja gleich mit Airpods in die letzte Reihe setzen. Selbst im Sinne eines „Lernmittels“ eignet sich das Medium nur bedingt – der Bildschirm ist zu klein, die Ablenkungsgefahr zu groß und die Möglichkeit zum crossmedialen Arbeiten nur bedingt gegeben. Einfach gesagt: Das Medium ist nicht als effektives Arbeitsmittel gedacht. Außerdem müssten die Schulhandys von den Schulen bereitgestellt werden, was Investitionen bedarf, die anderweitig sinnvoller wären.

Online-Recherche ist wichtig, keine Frage, doch wozu gibt es Schullaptops? Viel wichtiger als die Frage um Schulhandys sollten deutschlandweite Modernisierungsmaßnahmen an Schulen sein – wozu die Handynutzung im Unterricht, wenn Lehrer noch immer mit überholten Overhead-Projektoren hantieren müssen?

Sinnstiftend wäre es stattdessen, ein Unterrichtsfach einzuführen, das sich der Mediennutzung widmet – also auch dem „handyschen“ Abhängigkeitspotenzial. Gerade das ist unter Kindern und Jugendlichen enorm; warum als noch Öl ins Feuer gießen? Ich verlange nicht, dass Handys am Schultor abgegeben werden müssen, doch während des Unterrichts sollten sie in der Tasche bleiben.

Fotos: © Paula Brand und Mario Wachter & pixabay

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