Legales Doping: Lernforscher rät zu Pausen und Belohnungen Schule & Lernen | 23.06.2019 | Aljoscha Hahn

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Was tun bei Lernstress? Effektiv pauken kann man auch ohne Ritalin und Co., sagt Erziehungswissenschaftler Matthias Nückles von der Uni Freiburg. Im Interview mit André Daub gibt der 53-jährige Schulforscher Tipps, wie schwierige Situationen ganz legal gemeistert werden können.

Porträt von Nuckels Matthias-

Planung, ein aufgeräumter Arbeitsplatz und notfalls ein zweiter Versuch: Erziehungswissenschaftler Matthias Nückles kennt sich mit Lernstress aus.

f79: Herr Nückles, was empfehlen Sie Schülern und Schülerinnen, um entspannt zu lernen?
Nuckels: Wichtig ist, sich von der Außenwelt abzuschirmen. Am besten an einem Ort, wo wir uns wohlfühlen. Ich muss meinen Arbeitsplatz so einrichten, dass er übersichtlich ist. Gerade bei jungen Schülern ist das wichtig. Das Handy sollte nicht neben mir liegen. Dann sollte ich meine Lernzeit planen und eine Liste mit Zielen und Aufgaben erstellen. Wichtig sind Pausen und dass ich mich belohne, wenn ich das Ziel erreicht habe.

f79: Was ist, wenn ich mein Ziel nicht erreiche? 
Nuckels: Dann ist das nicht der Weltuntergang. Meistens geschieht das, wenn ich mir unrealistische Ziele gesetzt habe. Zum Beispiel, wenn ich von einer Drei direkt auf eine Eins möchte. Es ist schwer, das fehlende Vorwissen so schnell
aufzuholen.

f79: Es ist also wichtig, sich selbst gut zu kennen?
Nuckels: Ja. Ich muss herausfinden, was einem am Stoff wichtig ist. Was möchte und muss ich heute lernen? Was sind meine Stärken und Schwächen, was kann ich? Dafür kann ich ein Lerntagebuch anfangen. Ich schreibe meine Gedanken über den Unterrichtsstoff auf. Wie kann ich das Gelernte mit meinen Erfahrungen verbinden?

f79: Haben Sie einen Tipp für Umgang mit Druck?
Nuckels: Druck entsteht, wenn ich zu spät mit der Vorbereitung anfange. Wenn die Klassenarbeit in drei Wochen ist, ich aber erst einen Tag vorher anfange zu lernen, kann ich Druck nicht vermeiden. Das hilft mir auch nicht gegen Prüfungs­angst.

f79: Wie können Schüler Ängsten begegnen? 
Nuckels: Vor einer großen Gruppe hilft es, wenn ich mir bewusst mache, dass die Zuhörer und die Prüfer Menschen sind, vor denen ich keine Angst haben muss. Ich kann sie mir in Unterhosen vorstellen.

f79: Ein entlastender Gedanke. 
Nuckels: Ja, die Welt wird nicht untergehen, wenn ich bei einer Prüfung durchfalle. Zur Not wiederhole ich die Prüfung und habe eine zweite Chance.

Foto: Universitätsklinikum Freiburg