Buch-Rezi: Schluss mit der Meinungsfreiheit – Die Dialektik des Widerstands Kultur & Medien | 24.10.2021 | Lars Bargmann

Buchcover: Schluss mit der Meinungsfreiheit

Wer das jüngste Buch von Florian Schroeder von hinten liest, landet bei der „Anleitung zur Meinungsfreiheit“. Zehn Punkte lang. Kurz, knapp, knackig – und konsequent in die Irre führend.

Alles, was dort versammelt ist, ist ironisch gebrochen, legt eine Fährte, der nur diejenigen folgen, denen die Lust an der Debatte lange vergangen ist, denen das gründliche Denken, hach, zu anstrengend ist. Für mehr Hirn und weniger Hysterie, heißt es im Untertitel, das bei Schroeders durchaus als grandios zu bezeichnendem Auftritt bei den Stuttgarter Querdenkern seinen Auftakt findet. Hirn zu aktivieren, bevor in den „sozialen“ Netzwerken oder Kommentarspalten anspruchsvollerer Medien getextet wird, ist nun nicht jedermanns Sache.

„Warum ich das Internet hasse“, ist ein Kapitel überschrieben und der Rezensent denkt: Genau meine Meinung. Darauf folgt aber „Warum ich das Internet liebe“ und, ja, es gibt auch die liebenswerten Seiten. Genau diese Denkbewegung zieht sich durch das Buch, deren Protagonisten Helen und Hans-Peter sind. Sie ist auf dem hyperkorrekten Moralticket unterwegs, er ein Märtyrer der Meinungsfreiheit. Zwischen den beiden oszillieren die Gedanken hin und her, Schroeder hat Adorno und Horkheimer gelesen, dialektisch zu denken, plumpen Meinungen zu widerstehen ist seine Aufforderung an die Leserschaft. Es gibt trotzdem auch was zu lachen.

Buchcover: Schluss mit der Meinungsfreiheit

Schluss mit der Meinungsfreiheit
von Florian Schroeder
Verlag: dtv, 2021
368 Seiten, Taschenbuch
Preis: 16,50 Euro