Ein Stück Heimat: die Rankmühle St. Märgen Freizeit in der Regio | 19.05.2023 | Stella Schewe

Die 300 Jahre alte Rankmühle von St. Märgen

Sie ist ein Kleinod – und nach vielen Jahren in privaten Händen endlich wieder zugänglich für Interessierte: die 300 Jahre alte Rankmühle von St. Märgen. Mit viel Engagement und Liebe zum Detail hat sie der gleichnamige Förderverein in ihren ursprünglichen Zustand zurückgebaut.

Wer von St. Märgen aus den Panoramaweg nach St. Peter ansteuert und sich bei der ersten Abzweigung rechts hält, steht nach wenigen Minuten vor einem blumengeschmück­ten alten Schwarzwaldhof mit tief heruntergezogenem Dach. 1722 erst­mals erwähnt, diente die Mühle zum Mahlen des Getreides für den Rankhof unten im Dorf und als Wohnung für die dort tätigen Tagelöhner und ihre Familien. Das sei das Spannende an ihr, sagt Edvard Högner vom Förderverein: „Sie ist einerseits ein Wohngebäude, ein Miniaturschwarzwaldhof mit allem, was
dazugehört: einem Bauerngarten, einem Keller, der früher Stall war, und einer großen Räucherküche. Und sie ist gleichzeitig eine Mühle.“ Mit dem gemahlenen Getreide konnte der gesamte Hof mit Brot versorgt werden und war somit autark.

Das idyllische Anwesen mit Weitblick rüber zum Feldberg wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Malern wie Hermann Disch oder Karl Hauptmann als Motiv entdeckt und zierte außerdem viele Postkarten. „Die Rankmühle war nicht irgend­eine beliebige Mühle, sondern eine, die das typische Schwarzwaldmotiv transportierte“, bringt Högner ihre Bedeutung auf den Punkt.

Doch so idyllisch wie damals und auch heute wieder sah das Wahrzeichen des Klosterortes nicht immer aus: Noch vor zehn Jahren hing eine Satellitenschüssel an dem Gebäude, und vor dem Haus stand ein weißes Partyzelt. Von den 1970er-Jahren bis 2017 wurde die Mühle als Wohnung genutzt – an der der Zahn der Zeit jedoch immer stärker nagte: Das Stroh­dach war marode und das gesamte Gebäude an einer Seite abgesackt, eine Sanierung dringend erforderlich, für den Eigentümer des Rankhofs allerdings nicht zu finanzieren.

Edvard Högner und Anna Faller und das renovierte Kleinod

Edvard Högner und Anna Faller vom Förderverein Rankmühle haben mit einem großen Helferkreis das alte Kleinod wieder zum Schmuckstück gemacht.

„Wir schwätzen nicht nur“

Das war die Stunde der St. Märgener: 2018 gründeten 35 von ihnen zusammen mit dem ehemaligen Bürger­meister Josef Waldvogel und Josef Saier, der sich schon für den Erhalt des Dorfgasthauses Krone engagiert hatte, einen Förderverein – mit dem Ziel, die Mühle als historisches Zeitdokument zu erhalten. Dafür musste sie allerdings erst mal in ihren Originalzustand zurückversetzt werden. Größte Herausforderung war das verfallene Strohdach. Mit Hilfe von Spenden sowie Fördermitteln der EU und der Deutschen Gesellschaft für Archäologie konnten Handwerker aus dem Ort bezahlt werden, die das Dach mit Schindeln neu deckten. Kosten­punkt: mehr als 250.000 Euro.

Ganz viel aber lief über Eigenleistung. „Wenn wir unsere Mitglieder zum Helfen aufriefen, dann standen am Samstag 20 Leute hier“, erzählt Högner. „Das war wie auf einem Wim­melbild. Da kriegt man wirklich was geschafft.“ PVC-Böden wurden herausgerissen, die abgehängten Decken ebenfalls, und auch die Nasszelle musste weichen, damit der Mühlenstein wieder an seinen ursprünglichen Platz konnte. „Wenn wir was wollen, dann schwätzen wir nicht nur, sondern halten zusammen und gehen ans Werk“, beschreibt Anna Faller vom För­der­verein den Geist der St. Märgener.

Beim Instandsetzen der Mühle schließlich half Roland Kech, einer der letzten Mühlenbauer der Region. Und so fließt das Wasser jetzt wieder aus dem oberhalb der Mühle gelegenen Mühlweier über den hölzernen Kähner von oben auf das Mühlrad und versetzt es, und damit auch den Mühlstein, in Rotation. Wer sich das anschauen möchte: Am Pfingstmontag, 29. Mai, lädt der Förderverein zum Mühlentag – mit vielen Mitmach-Aktionen, Musik, Speis und Trank.

Info

www.rankmuehle.de

Fotos: © www.designconcepts.de, Stella Schewe