Freiburger Start-up Recyda erhält 1,75 Millionen Euro und will weiter wachsen Start-ups | 26.05.2023 | Philip Thomas

Die Recyda-Gründer in einer Müll-Sotieranlage Aus Alt mach Neu: die Recyda-Gründer (v.l.n.r.) Anna Zießow, Christian Knobloch und Vivian Loftin.

Verpackungen optimieren und dabei die Umwelt sowie den Geldbeutel schonen – das verspricht das Greentech Recyda. Eine Investorenrunde im März bescherte der Freiburger Software-Schmiede insgesamt 1,75 Millionen Euro. Mit dem Geld will das Start-up nun internationale Kunden gewinnen.

„Ich hatte nie geplant, ein Unternehmen zu gründen“, erzählt Vivian Loftin. Als vor drei Jahren jedoch ein Verpackungshersteller an die damalige Studentin herantrat, änderte sich das. Mit zwei Bekannten startete die heute 29-Jährige Recyda. „Wir hatten die richtigen Kontakte und das Momentum hat gepasst“, erinnert sie sich. Die Idee dahinter: digital Verpackungen auf Recyclingfähigkeit überprüfen.

In die Branche habe sich Loftin aber erst „reinfuchsen“ müssen: Materialien, Farben, Bedruckung, Label, ­Verschlüsse – „da geht es tief in die Materie“, sagt sie. Das Ergebnis von drei Jahren Arbeit ist eine Software, mit der Unternehmen ihre Verpackungen digital verwalten und dessen Recyclingfähigkeit mit internationalen Vorschriften abgleichen können.

Die Krux: „Jedes Land hat seine eigene Abfall-Infrastruktur und eigene Gesetze. Wir helfen, auszuwerten und zu optimieren“, erläutert Loftin. Es lohne in der Regel nicht, für jeden Markt eine eigene Verpackung zu produzieren. Recyda helfe, die größte Schnittmenge zu finden.

Mehr als 100.000 Verpackungsspezifikationen umfasst ihre Datenbank aktuell. Eine „One-fits-all“-Lösung gebe es nicht. „Verpackungen müssen so gestaltet sein, dass sie den Produktschutz erfüllen“, erklärt Loftin. So ließe sich Papier zwar gut recyceln, etwa Schokolade darin einzuwickeln sei jedoch keine gute Idee. Grundsätzlich gelte bei Verpackungen aber: je einfacher, desto besser.

Binnen drei Jahren ist das Unternehmen mit Sitz am Freiburger Schildackerweg auf 19 Angestellte gewachsen. Rund 20 Kunden betreuen diese laut Loftin mittlerweile. Den Umsatz möchte sie nicht nennen. Nur so viel: Jedes Jahr habe sich dieser verdoppelt. Für 2023 peilt sie eine Verdreifachung an. Im Bundesanzeiger ist noch kein Jahresabschluss zu finden.

Neben Klienten wie Beiersdorf konnten die Freiburger auch Investoren an Land ziehen: Im März schütteten Speedinvest, Futury Capital oder der Auxxo Female Catalyst Fund insgesamt 1,75 Millionen Euro über dem Start-up aus. „Diese Finanzierungsrunde ist ein echter Meilenstein für uns“, sagt Loftin.

Vielleicht haben die Geldgeber auch einen im November vorgelegten Gesetzesentwurf der EU-Kommission im Hinterkopf. Laut Verordnung müssen alle Verpackungen bis 2030 wiederverwendbar oder recycelbar sein. Immerhin werden laut dem Papier 40 Prozent der EU-weit verwendeten Kunststoffe sowie die Hälfte des Papiers für Verpackungen benötigt. Verpackungsabfälle machen demnach mehr als ein Drittel (36 Prozent) der kommunalen festen Abfälle aus.

Mit dem frischen Kapital will Recyda weiter wachsen. „Wir werden nicht nur in Deutschland bleiben. Wir blicken über den Teich hinaus“, sagt Loftin. Bisher habe das junge Unternehmen vor allem in die Produktentwicklung investiert. Nun soll ein Vertriebsteam aufgebaut werden. „Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem wir in den Markt reingehen.“

Foto: © Recyda