„Geil, aber anstrengend“: Long-Nong Huang macht spektakuläre Landschaftsfotos STADTGEPLAUDER | 22.05.2022 | Till Neumann

Fotograf Long-Nong stehend auf einem Stein in einer Höhle in Java

Erst vor fünf Jahren hat er mit dem Fotografieren angefangen. Mittlerweile ist Long-Nong Huang wohl Freiburgs bekanntester Landschaftsfotograf. Als long.explorer reist der 26-Jährige um die Welt und hält atemberaubende Orte fest. In Kasachstan ging das schief.

Mehr als 215.000 Follower hat Huang auf seinem Instagram-Profil long.explorer. Er liefert ihnen Bilder von vielen Ecken des Globus: wilde Flüsse in Schottland, schimmernde Höhlen in Indonesien oder steile Gipfel in Neuseeland. Die Stimmung ist oft mystisch, die Farben leuchten. „Ich will Emotionen einfangen“, sagt Huang. Er hat vor zwei Jahren seinen Job als Eventmanager gekündigt und widmet sich seitdem in Vollzeit der Fotografie. Kürzlich war er in Indonesien, um einen Vulkan abzulichten. Rund 5000 Fotos hat er dort mit seiner Sony-Kamera und einer DJI-Drohne geschossen. „Etwa 150 werden veröffentlicht“, sagt Huang.

Fotograf Long-Nong Huang

Reist um die Welt: Der umtriebige Freiburger Fotograf long_explorer

Gereist ist er allein, für das Shooting war er mit lokalen Fotografen unterwegs. Sie dienen ihm auch als Model: „Ich habe gerne Personen im Bild.“ Mit orangener Jacke stehen sie beispielsweise vor einem Wasserfall. Ein weiterer Farbklecks in den Aufnahmen, die wirken, als habe er mit viel Ruhe komponiert. Doch es läuft anders: „Ich gehe rum und shoote aus der Hand, ich brauche etwa eine Minute pro Perspektive.“ Ein Großteil der Arbeit fällt im Vorfeld an: So wollte er sich in Indonesien in eine Höhle abseilen lassen und stimmte das mit den Behörden ab.

Huang ist Teil der Visual Creators aus Freiburg. Mit seinem Partner Sebastian Lucht macht er visuelle Kunst, Lucht vor allem Videos, er Fotos. Er will Orte finden, die keine „Hypespots“ sind, sucht Motive auf Instagram und einschlägigen Fotoseiten. „Ich habe einen Tick“, sagt Huang. Sobald er einen spannenden Ort auf einem Foto entdecke, recherchiere er, wo das ist. „Auch wenn es eine halbe Stunde dauert.“ Seine Favoriten markiert er sich auf Google Maps.

Der Vulkansee auf der Insel Java

Kontrastreich: Die Höhle und den Vulkansee (g. o.) hat er auf der Insel Java fotografiert. Die Felslandschaft (u.) in Jordanien.

Von seiner Arbeit kann Huang mittlerweile gut leben. Er macht Auftragsarbeiten für Tourismusregionen, testet Handys renommierter Hersteller oder nutzt seine Reichweite als Influencer mit Produktempfehlungen. Gesponsert wird er unter anderem von Tamron, deren Objektive er gestellt bekommt. Reisen, fotografieren, Geld verdienen – klingt wie ein Traumjob. „Das täuscht“, sagt Huang. Seine Arbeit sei „geil, aber richtig anstrengend“.

In Indonesien sei er nachts um zwei Uhr aufgestanden, um bei Sonnenaufgang auf dem Vulkan zu sein. Nach drei Stunden Schlaf habe er neben der eigenen Fotografie ein Sony-Handy getestet und Erklärvideos für einen Kunden gedreht. „Gepennt haben wir im Auto“, erzählt er.

Eine Felslandschaft in Jordanien

Rund ein Drittel des Jahres ist Huang nicht in Freiburg. Die Reiseziele gehen nicht aus: Gerne würde er nach Pakistan oder Algerien. Geplant war für dieses Jahr eine Russlandreise, die abgesagt ist. Ganz risikofrei ist sein Job nicht. An Abhängen zu kraxeln, gehöre dazu. In Kasachstan ist er verhaftet worden, als er in einen Hangar einsteigen wollte, um Space Shuttles zu fotografieren. „Ich gehe nicht mehr so viel Risiko wie früher“, sagt der Freiburger. Dafür schreibt er gerade sein erstes Buch zu Fotografie. Es erscheint im Juli.

Fotos: © long_explorer, tyrellwellig