Großwetterlage gemischt: IHK und WVIB haben ihre Konjunkturumfragen vorgelegt business im Breisgau | 20.03.2023 | Business im Breisgau

Weltkugel mit Wolke und Sonne Heiter bis wolkig: Die Industrie im Südwesten hat gemischte Gefühle.

Nachdem die Stimmung im Herbst noch im Keller war, hat sich die Lage bei den Betrieben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein zum Jahresanfang deutlich aufgehellt. Und auch beim WVIB gab es bessere Zahlen als befürchtet.

„Die Stimmung war angesichts der potenziellen Gasmangellage und möglichen entsprechenden Restriktionen katastrophal, die Geschäftslage sah düster aus. Zum Glück sind diese Befürchtungen nicht eingetreten“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon bei der Vorlage des neuen Konjunkturberichts. Demnach hat sich der Index der Geschäftserwartungen im Vergleich zum Herbst – als er mit -29 Punkten auf den tiefsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008 gefallen war – deutlich erholt und lag Mitte Februar noch bei -1 Punkt.

Die Angst vor einer länger währenden Rezession scheint aktuell ins Hinterzimmer gesperrt. So kletterte der IHK-Konjunkturklimaindex von 92 Punkten im Herbst auf 113 Punkte (über 100 Punkte deuten auf Wachstum hin, 2018 lag dieser Wert noch bei 143). Allerdings sehen drei von vier Betrieben in den Energie- und Rohstoffpreisen weiter eine Bedrohung.

68 Prozent sehen im Fachkräftemangel weitere Risiken. „Der demografische Wandel schlägt nun zu, und damit wird uns das Thema die nächsten zehn Jahre verfolgen“, so Salomon. Es sei entscheidend, auf mehr Zuwanderung zu setzen, in Fort- und Weiterbildung zu investieren und dafür zu sorgen, mehr Frauen in die volle Erwerbstätigkeit zu bringen. Und: „Auch das Rentenalter muss erhöht werden.“

Hatten Anfang 2021 nur 24 Prozent der Betriebe Sorgen, dass die Arbeitskosten zum Problem werden könnten, sind es aktuell – angesichts von Inflation und Tarifkonflikten – 46 Prozent. Sehr skeptisch blickt die Bauwirtschaft in die Zukunft: Dort liegt der Index der Geschäftserwartungen mit -43 weiter tief im negativen Bereich (Herbst: -61 Punkte). Fast die Hälfte aller Bauunternehmen gehen mit negativen Erwartungen in das Jahr 2023. „Die Bauindustrie in Summe ist derzeit gebeutelt“, sagte Stephan Jager, kaufmännischer Geschäftsführer bei Weber-Haus in Rheinau-Linx.

„Die Versorgungslage mit Materialien ist zum Teil noch kritisch, hinzu kommen die Preissteigerung der Vorprodukte wie Glas und Stahl sowie der Anstieg der Energiepreise“, so Jager. Die Zinsen für die Baufinanzierung sind binnen Jahresfrist um das Vierfache gestiegen, das sorge zusätzlich für eine Zurückhaltung bei Investitionen.

Auch die sogenannte Schwarzwald AG, der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden (WVIB), hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Konjunkturumfrage unter 1000 Betrieben veröffentlicht. „Wir sind vermutlich, mit viel Glück, aus dem Gröbsten raus“, bilanzierte WVIB-Geschäftsführer Christoph Münzer die Ergebnisse. Die Industrie habe sich deutlich besser geschlagen als befürchtet. Die Mitglieder meldeten ein Umsatzplus von durchschnittlich 13,6 Prozent. Auch die Geschäftserwartung ist positiv: 45,5 Prozent erwarten im ersten Halbjahr steigende Umsätze, 13,6 Prozent aber auch sinkende (2021: 5 Prozent). Bei knapp 60 Prozent verbesserte sich der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr (2021: 69 Prozent), bei 25,8 Prozent (2021: 9 Prozent) verschlechterte er sich.

Münzer warnte dennoch: „Wir stehen vor einer Schwächephase, die wir vorschnell allein auf die Ursachen Pandemie und Ukraine-Krieg schieben.“ Die strukturellen Probleme lägen tiefer. So hatte Deutschland auch schon 2019 die „höchsten Energiekosten und die höchsten Steuern der Welt“, und der Staat „weiß noch immer nicht, wie Digitalisierung und Bürokratieabbau gehen“. Die öffentliche Infrastruktur liege „seit Jahrzehnten im Argen“, und bei der Einwanderungspolitik „sind wir konzeptionslos und reagieren nur“.

Wenn die Baby-Boomer alle in Rente sind, werde der Arbeitskräftemangel noch dramatischer werden: „Die Bundesregierung muss das Land jetzt vom Fundament her neu aufbauen. Die Industrie hat die Kompetenzen für eine Transformation, braucht dazu aber passende Startbedingungen und weniger Gängelei.“

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