Kameras gegen Kriminelle – Warum die Überwachung von Baustellen boomt Featured | 30.05.2025 | Till Neumann

Baustelle im Dietenbach-Areal Videoüberwacht: Baustellen wie hier im Dietenbach-Areal oder an der Universität (unten)

Diebe entwenden Baggergreifarm von Baustelle. Schaden: 15.000 Euro. Was im April in Sexau geschehen ist, passiert häufig. Die Sicherung von Baustellen boomt daher. Marktführer Bauwatch wächst rapide. Für Freiburger Unternehmer wie Unmüssig bedeutet das viel Investition, Verluste – und kuriose Vorfälle.

Gleich mehrmals hatte die Bauträgergesellschaft Unmüssig beim Bau des Green City Towers in Freiburg mit Langfingern zu kämpfen. „Auf der Baustelle wurde ein Eindringling über Lautsprecher angesprochen, dass er hier nichts zu suchen hat“, berichtet Projektsteuerer Martin Daikeler. Er sei gewarnt worden mit der Durchsage, dass die Polizei in drei Minuten kommt. „Vor lauter Angst ist der Eindringling ohne seinen Rucksack abgehauen, erzählt Daikeler. „Zu seinem Pech war im Rucksack sein Personalausweis.“

Was der Freiburger berichtet, passiert mittlerweile regelmäßig auf Baustellen. „Besonders beliebt sind Edelmetalle wie Kupfer“, berichtet Daikeler. Er stellt fest: „Kriminalität auf Baustellen ist schlimmer geworden. Nicht nur Diebstahl, sondern auch der Schaden, den die Diebe anrichten.“

Die Zahlen des Marktführers für Baustellenüberwachung Bauwatch belegen das. Die niederländische Firma hat ihren Umsatz 2023 um 30 Prozent auf 91 Millionen Euro gesteigert. Den größten Anteil daran hat der deutsche Markt. Derzeit sind 5000 Bauwatch-Videotürme in Deutschland im Einsatz. Bis 2028 soll die Zahl auf 12.000 steigen. Pressesprecher Till Seemann berichtet für 2024 von „91.000 Vertreibungen durch Lautsprecherdurchsage und 860 durch die Polizei verhaftete Personen“.

Baustelle an der Universität

Auch in Südbaden ist die Firma präsent: „In Freiburg sichern wir momentan zirka 30 Projekte unterschiedlicher Größe“, sagt Seemann. „Darunter unter anderem das Kollegiengebäude am Platz der Alten Synagoge und den zweiten Bauabschnitt des Rathauses im Stühlinger.“ Für Südbaden zählt er rund 100 Projekte, die Bauwatch betreut. Für kleine Projekte reiche oft ein einzelner Kameraturm aus. Große Projekte würden gegebenenfalls von zehn oder mehr Kamerasystemen gesichert.

Auch Unmüssig setzt auf Bauwatch –und erzielt gute Ergebnisse: „Durch die Kamera-Überwachung haben wir einen sehr guten Erfolg“, sagt Daikeler. Die Kameras seien mit KI ausgestattet, sie könne Menschen und kleine Tiere detektieren. Bewegungen würden an eine 24 Stunden besetzte Zen­trale geleitet. „Die kann über Laut­sprecher den Einbrecher aufschrecken und gleichzeitig erforderliche Maßnahmen einleiten.“ So geschehen beim Eindringling am Green City Tower, der seinen Personalausweis im Rucksack vergessen hat.

Unmüssig ist häufiger Opfer solcher Vorfälle: „Bei einem Projekt wurden Trafos sabotiert, also durch Kurzschluss vom Netz genommen.“ Dann seien armdicke Kabel tonnenweise abgeflext und gestohlen worden. „Kabelwert zirka 100.000 Euro. Schaden: ein bis zwei Millionen Euro“, berichtet Diakeler. Oft finde auch nur Vandalismus statt: „Wasseraufdrehen ohne Ablauf, Zertrümmern von Sanitärgegenständen oder Ähnliches.“ Die Überwachung lässt sich die Firma einiges kosten: „Eine mittlere Baustelle mit Kameras zu sichern, kostet zirka 3000 Euro im Monat“, sagt Daikeler. Das würde eventuell ergänzt um nächtliche Rundgänge in unregelmäßigem Turnus. Das koste rund 5000 Euro im Monat. Trotz der Abschreckung – es reicht nicht immer. Ob es weiterhin Vorfälle gibt? Daikeler: „Ja.“

Fotos: © Till Neumann, Lars Bargmann